Im Vorfeld zeigte sich der Verbraucherschutzverband (VSV) bereit für Vergleichsverhandlungen, denn der zivilrechtliche Prozess am Freitag ist nur der Auftakt eines ganzen Prozessreigens. Es stehen bereits sieben weitere Termine diesbezüglich im September und Oktober fest. Neben der einen Klage im Namen der Familie des 72-jährigen Niederösterreichers liegen laut VSV 15 weitere bei Gericht. Der zentrale Vorwurf: Die Behörden hätten trotz Wissens über SARS-CoV-2-Ansteckungen zu spät reagiert.

Bei Ausbruch der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr stand der Tiroler Tourismusort im Fokus. Zahlreiche Menschen dürften sich beim Apres-Ski angesteckt haben. Das Paznauntal stand lange unter Quarantäne. Mittlerweile wird gegen fünf Personen strafrechtlich ermittelt. Die Behörden hätten damals zu lange gewartet und seitens der Seilbahn-Lobby wurde nur ans Geschäft gedacht. Die Behörde bestreitet jedoch diese Vorwürfe.

Seit dem 14. März 2020 wird darüber gestritten, wer am Ischgl-Chaos die Verantwortung trägt. Besonders brisant: Kanzler Kurz ist als Zeuge geladen. Er soll mit Innenminister Karl Nehammer und dem damaligen Gesundheitsminister Rudi Anschober mitverantwortlich sein. Der Bundeskanzler hat damals in einer Pressekonferenz eine Quarantäne für das Paznauntal verhängt, ohne dass das Land Tirol darauf vorbereitet war. Die Touristen seien daraufhin unkontrolliert abgereist und sollen so das Virus weiter verbreitet haben. Am Freitag wird allerdings erst einmal die Frage geklärt, ob die Republik überhaupt für die Infektion an Tausenden Touristen haftbar zu machen ist. Außerdem stellt sich die Frage, ob es eine Sammelklage geben kann.