Der Moskau-Besuch des österreichischen Bundeskanzlers Karl Nehammer, der sich Anfang vergangener Woche als einziger Staats- und Regierungschef der Europäischen Union seit dem Einmarsch in die Ukraine mit Putin getroffen hat, schlägt immer noch hohe Wellen – das internationale Interesse ist groß. Jeder will wissen, wie es war, dem Aggressor in diesem Krieg, der die ganze Welt gegen die russische Föderation aufgebracht hat, ins Auge zu blicken – und ob es möglich war, herauszufinden, ob der Kreml-Chef seine eigene Version einer “Spezialoperation zur Entnazifizierung der Ukraine”, die “Zivilisten schont wo es nur geht”, auch selbst glaubt.

ob dieser Krieg die offizielle Neutralitätshaltung Österreichs auf die Probe gestellt hat.

Wie wichtig es Nehammer war, klare Linien zu ziehen und zu zeigen, dass es sich bei seinem Treffen mit Putin um alles andere als um einen “Freundschaftsbesuch” handelte, betonte er auch im Interview mit “NBC” einmal mehr. Auf die Frage, wie die Begrüßung verlaufen sei und wie das Setting des Gesprächs, das nicht in den Hallen des Kreml, sondern 30 Kilometer außerhalb in der Residenz Putins stattfand, sich gestaltete, erklärte Nehammer, dass es weder einen Handshake noch Fotos gegeben habe. Es sei ihm zu jeder Zeit wichtig gewesen, dass der Besuch nicht medial ausgeschlachtet werden könne und ein Foto, bei dem sich die beiden Staatsmänner die Hände reichen, nicht für russische Kriegspropaganda missbraucht werden könnte.

Auf die brennende Frage des “NBC”-Reporters, warum Nehammer “pessimistisch” aus dem Gespräch mit Putin herausgegangen sei und er glaube, dass der Krieg noch andauere, erklärte der Kanzler, dass eines der größten Probleme das große Misstrauen und die tiefe Kluft seien, die sich zwischen der russischen Föderation und dem Westen mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine aufgetan hätten: “Putin traut dem Westen nicht”, erklärte Nehammer. “Das wird in Zukunft noch ein großes Problem sein”.

In Anbetracht des anstehenden Großangriffs in der Donbass-Region weiß Nehammer, dass es hier nichts zu beschönigen gibt – hier werden unzählige Menschen ihr Leben verlieren, ist der Kanzler sicher. Der einzige, dünne Hoffnungsschimmer liege nach wie vor bei den Friedensverhandlungen in der Türkei, welche beide Seiten – sowohl Wladimir Putin als auch Wolodymyr Selenskyj – in ihren Gesprächen mit Nehammer explizit erwähnt hätten.