“Hinter uns liegt eine herausfordernde Zeit. Mein erstes Jahr als Bundeskanzler war geprägt von Krisen. Die Angelobung fand inmitten eines Lockdowns statt. Nur 80 Tage später brach der Krieg in der Ukraine aus, der eine Weltwirtschaftskrise mit Rekordinflation nach sich zog. Zusätzlich drohte ein Gasmangel für den Winter” – so kündigt der Kanzler seine Rede für Freitag, den 10. März, im Veranstaltungs-Center ThirtyFive in Wien-Favoriten an.

Es soll nicht nur eine Bilanz gezogen werden, Karl Nehammer (ÖVP) möchte auch über die “Zukunft der Nation” sprechen – und das in einer innenpolitisch besonders angespannten Situation nur fünf Tage nach der Landtagswahl in Kärnten, die für die ÖVP vermutlich auch nicht allzu rosig enden wird.

Kanzler Karl Nehammer mit dem Kurzzeit-Amtsvorgänger Alexander Schallenberg

Kanzler-Rede könnte für Versöhnungsprozess helfen

Seit dem kürzlich von ihm angekündigten Start des “Versöhnungsprozesses” mit allen Österreichern nach der Pandemie-Zeit steht der Bundeskanzler aber unter großem Druck, endlich auch eine umfassende ehrliche Entschuldigung für die schweren Fehler und auch irritierenden Sager der Mitglieder der Bundesregierung in der dunklen Zeit der Corona-Pandemie zu liefern: Immerhin haben die Österreicher – egal ob geimpft oder nicht geimpft – nicht vergessen, dass Kinder wochenlang ohne medizinischer Begründung aus den Schulen ausgesperrt worden sind, dass Familienangehörige auf Verordnung der Bundesregierung alleingelassen in den Spitälern ohne letzte Umarmung durch ihre Liebsten sterben mussten, dass die Gesellschaft durch Trennung von Geimpften und Ungeimpften massiv gespalten wurde, dass gesunde Menschen – nur weil sie ungeimpft waren – um Monate länger im Lockdown-Hausarrest gefangen waren.

All das könnte vom Kanzler am 10. März angesprochen werden. Vermutlich wird erst dann ein Versöhnungsprozess tatsächlich möglich sein – für eine bessere Zukunft der Nation.

Sorgte in der Pandemie-Zeit mit Drohungen gegen Ungeimpfte für Irritationen: Verfassungsministerin Karoline Edtstzadler (ÖVP)