Historisch und emotional. Diese beiden Worte fassen Nehammers Reise in die Ukraine am besten zusammen. Vorweg: Alleingang ist es keiner, den Österreichs Kanzler hier wagt. In enger Absprache mit seinem deutschen Amtskollegen Olaf Scholz (SPD) und dem EU-Parlament wird er am heutigen Samstag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen.

Kein Tipps aus Österreich

Ratschläge von Außen wird es für die Ukrainer von Österreichs Kanzler keine geben, erklärt der Kanzler in einer improvisierten PK kurz vor Ankunft in der Hauptstadt des überfallenen Landes. Mit dabei im Zug auf dem Weg von Polen nach Kiew, ist auch eXXpress Chefredakteur Richard Schmitt.

Die Ukraine hat immer Priorität

Österreich sei bemüht, mit beiden Parteien zu verhandeln, so Nehammer. Klar sei aber, dass die Ukraine – als das überfallene Land – immer Priorität habe. Diese Haltung, wie auch die der Schweiz, sei von Beginn an klar gewesen. Ein Haltung, die in Österreich für viel Aufsehen gesorgt hat.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine steht sogar unsere Neutralität auf dem Prüfstand. Ein Umstand, den der Kanzler mit den Worten: “Generell ist in Österreich immer der Hang zur Selbstgeißelung vorhanden”. Die Kritik am Vorgehen des Landes, käme nämlich nicht von außerhalb.

12 Stunden dauerte die Zugfahrt von Polen in die Ukraine

"Auch unsere Diplomaten werden rausgeworfen werden"

Für Karl Nehammer und für ganz Österreich ist der Besuch des Kanzlers in Kiew hochbrisant: Immerhin hat die russische Botschaft in Wien schon nach der Ausweisung von russischen Diplomaten klar vor allen Versuchen gewarnt, die russische Nation in die Knie zu zwingen. Es ist daher anzunehmen, dass auch die Visite des Bundeskanzlers des neutralen Österreichs bei Wolodymyr Selenskyj in Kiew sehr genau beobachtet wird.

“Wir rechnen damit, dass auch österreichische Diplomaten aus Russland ausgeschlossen werden”, so der Kanzler in der Ukraine.

Die aktuelle Reise in die immer wieder mit Raketen beschossene Hauptstadt der Ukraine ist für Karl Nehammer keinesfalls ohne Risiko: Per Bahn geht es von der polnischen Grenze in das mehr als 600 Kilometer entfernte Kiew. Die kleine österreichische Gruppe um Nehammer (darunter Chefredakteur Richard Schmitt) wird heute auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko treffen.