Die meisten Menschen sind überzeugt, selber intelligent zu sein. Dumm sind immer die anderen. Die oberösterreichische Psychiaterin Heidi Kastner (59) könnte ein Buch darüber schreiben. Und genau das hat sie jetzt gemacht. Dummheit sei keine Frage des IQ, es gehe nicht darum rechnen zu können oder Fremdsprachen zu beherrschen.

„Ist Donald Trump dumm“, fragt etwa der „Tagesanzeiger“ in seinem Interview mit der Psychologin. „Nein, er ist das, was der Wirtschaftshistoriker Carlo Maria Cipolla einen Banditen oder einen Verbrecher nennen würde. Trump hat die Situation stringent analysiert und daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass er mit einer gewissen Taktik höchstwahrscheinlich erfolgreich sein wird. Diese Taktik hat er dann effizient angewandt“, so Kastner, die erklärt, dass Intelligenz nicht zwingend mit Moral verbunden sein muss.

Für Adelheid Kastner ist er keinesfalls dumm: Ex-US-Präsident Donald TumpAPA

"Gute Bildung reicht nicht"

Die Frage nach der „dümmsten Person der Weltgeschichte“, ist dann gar nicht so leicht zu beantworten. „Da ist die Auswahl so groß, dass mir die Antwort schwerfällt. Aber Hitler wäre ein guter Kandidat. Immerhin hat er Millionen Menschen vernichtet, einen weltweiten Krieg angezettelt und im Ergebnis für andere und auch für sich selbst maximalen Schaden angerichtet.“

Rezept gegen Dummheit gibt es leider keines.  Gute Bildung ist offenbar nicht ausreichend. Es seien nicht einmal alles ungebildete Idioten, die zum Beispiel bei den religiösen Fundamentalisten des IS mitmachen würden. Das zentrale Merkmal von dummen Leuten sei, dass sie ausschließlich die eigene Position priorisieren und alles andere ignorieren. „Das sieht man auch in dieser ganzen Corona-Pandemie, wo die Leute sagen: «Ich bleibe ganz bei mir.»“, so Kastner.

Nicht einmal alle, die beim IS mitmachen, sind " ungebildete Idioten"

"Dummen Leuten keine Macht geben"

Ob die Corona-Pandemie ein besonderer Quell der Dummheit ist? „Es heißt: Ich schaue nur für mich selbst und nicht für die anderen. Das kann nur funktionieren, wenn ich als Eremit irgendwo völlig isoliert in einer Höhle lebe. Dann – von mir aus – bin ich für mich verantwortlich und für keinen anderen. Aber sobald ich in einen größeren sozialen Kontext eingebettet bin, ist dieses Unwort der Eigenverantwortung einfach ein völliger Blödsinn. Die Corona-Pandemie ist unglaublich ergiebig für das Thema Dummheit … Da reisen Leute in exotische Länder in die Ferien und lassen sich Impfungen verabreichen, die durchaus mit Nebenwirkungen behaftet sind. Da denkt dann keiner daran, dass zum Beispiel die gängige Hepatitis-B-Impfung vor ihrer breit ausgerollten Anwendung an einem Bruchteil der Zahl von Personen getestet wurde, an denen aktuell die Covid-Impfungen überprüft wurden. Kein Mensch, der jetzt herumweint und gegen die Covid-Impfung wettert, hat sich kundig gemacht, auf welchen wissenschaftlichen Grundlagen die übrigen Impfungen beruhen, die er längst bekommen hat.“

Man dürfe dummen Leuten nicht zu viel Raum und vor allem nicht zu viel Macht geben, sonst könne es gefährlich werden. „Wenn sie sich selber schaden, ist das in einer freien Gesellschaft legitim. Aber wenn sie anderen schaden, ist das ein Thema, das man nicht mehr einfach völlig cool und gelassen hinnehmen kann.“

Die Corona-Pandemie ist ein sehr ergiebig beim Thema DummheitAPA

Fritzl war "zum Vergewaltiger geboren"

Adelheid Kastner war Gutachterin im Fall von Josef Fritzl. Über ihre Erfahrungen mit dem „Monster von Amstetten“ berichtet sie: „Ich kann mich nicht über ihn beklagen. Er war in den Gesprächen kooperativ, nicht unhöflich, und er hat sich bemüht, meine Fragen zu beantworten. Was zur Tat führte, war sein Bedürfnis, die absolute Herrschaft über andere zu haben und das sexuell auszuleben. Er hat gesagt, er sei zum Vergewaltiger geboren. Emotional war er ein sehr unspannender Mensch. Er hat einfach jahrelang immer dasselbe gemacht.“

In diesem Keller hielt Josef Fritzl seine Kinder gefangen. in Gesprächen mit Heidi Kastner gab er sich kooperativ und höflich.APA