Katars Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani hält die Kritik am Gastgeber der Fußball-WM für heuchlerisch und überdies für „sehr arrogant und sehr rassistisch“. Er richtete seine scharfen Worte vor allem an Deutschland, wo in den vergangenen Monaten besonders viel Kritik an Katar geäußert worden war. Gegenüber der Frankfurter Allgemeine Zeitung sagte Al Thani am Montag: „Auf der einen Seite wird die deutsche Bevölkerung durch Regierungspolitiker falsch informiert, auf der anderen hat die Regierung kein Problem mit uns, wenn es um Energiepartnerschaften geht oder um Investitionen.“ Er könne nicht verstehen, dass für den WM-Ausrichter „auf einmal andere Maßstäbe“ gelten würden. „Das ist nicht die Art von Beziehung, die wir zwischen zwei Ländern wie Deutschland und Katar sehen wollen“, sagte der Außenminister.

Zuletzt hatte es Kritik von der deutschen Innenministerin Nancy Faeser gegeben. Sie kritisierte einmal mehr die Vergabe der Weltmeisterschaft an das arabische Land. Die WM in dem Emirat steht wegen Menschenrechtsverstößen und des Umgangs mit Arbeitern aus anderen Ländern schon lange in der Kritik. Wie etwa die britische Zeitung Guardian früher berichtete, sollen seit der WM-Vergabe mindestens 6500 Arbeitsmigranten gestorben sein. Ob in direktem Zusammenhang, also bei Unfällen während der Errichtung der Stadien, oder in indirektem, etwa verursacht durch die extrem hohen Temperaturen in Katar, ließ der Bericht offen.

Das Lusail Iconic Stadion in KatarQuelle: Imago Images

Al Thani: Das Arbeitsrecht werde in Katar ständig verbessert

Außenminister Al Thani beteuerte, Katars Regierung habe eine Reihe von Reformen in Gang gesetzt, auch beim Arbeitsrecht. „Das ist ein fortlaufender Prozess, der nie aufhört – und der auch nach der WM nicht aufhören wird“, sagte er. Es sei aber unfair, immer auf Katars Regierung zu zeigen. „Wenn es in einem europäischen Land ein Problem gibt, etwa mit der Sicherheit am Arbeitsplatz, dann stehen die Unternehmen in der Kritik“, sagte Al Thani. Die Unternehmen, darunter auch europäische, seien in Katar in der Pflicht, die neuen Regeln und Standards umzusetzen. „Wenn sich die Unternehmen trotzdem nicht daran halten, ist das nicht die Schuld der Regierung“, betonte der Außenminister.

Das al-Thumama Stadium in DohaQuelle: Imago Images