Der eXXpress berichtete bereits über die dramatische Lage an Wiens Spitälern. 87 Prozent der befragten Ärzte sind der Meinung, dass “die aktuellen Rahmenbedingungen im Spital zu einem anhaltenden und nachhaltigen Qualitätsverlust in der medizinischen Betreuung der Patienten führt”. Hauptschuldig an den schlechten Zuständen: Die Wiener Stadtregierung. 72 Prozent geben an, dass die Wiener Stadtpolitik “nichts gegen die Probleme in Wiener Spitälern” tue. Und 68 Prozent stimmen zu, dass Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) die Gefährdungsanzeigen aus Wiener Spitäler “nicht ernst genug” nehme.

Bei der heutigen Präsentation des zweiten Teils der Umfrage, mit der die Ärztekammer Wien den Meinungsforscher Peter Hajek beauftragt hat, standen sowohl Arbeitszeit als auch die Konditionen des Personals im Vordergrund. Die Ergebnisse aus der Umfrage mit 1894 Befragten sind erschreckend: Nur 22 Prozent der Ärzte haben an, mit ihrem Arbeitsalltag zufrieden zu sein –das ist weniger als ein Viertel der Befragten. Nur elf Prozent der Befragten schaffen ihr Arbeitspensum ohne Überstunden. Besonders dieser Umstand hat es in sich: 25 Prozent der Ärzte sagen, dass sie ihre gesetzlichen Ruhezeiten nicht einhalten können – das ist ein Bruch des Arbeitsrechts.

Stadt Wien nimmt Rechtsbruch in Kauf

“Die Ergebnisse der Umfrage sind eindeutig: Wiens Spitalsärzte sind zu einem hohen Prozentsatz unzufrieden mit den beruflichen Rahmenbedingungen und leiden mehrheitlich unter einer Arbeitsüberlastung”, erklärte Hajek. “Die Zufriedenheit ist am Tiefpunkt, die Belastung am Höhepunkt. Es ist respektlos gegenüber den Kollegen, sie durch Untätigkeit beim Personalmangel und Überfrachtung mit bürokratischen Tätigkeiten sehenden Auges ins Burn-out schlittern zu lassen“, beschwert sich Vizepräsident der Ärztekammer, Stefan Ferenci. Dazu komme, dass die Stadt Wien einen offensichtlichen Rechtsbruch in Kauf nehme, da in etwa ein Viertel der Befragten angibt, die gesetzlichen Ruhezeiten nicht einhalten zu können.

“Das ist einer sozialdemokratischen Stadtregierung nicht würdig. Wir können es den Beschäftigten im Gesundheitsbereich nicht länger zumuten, unter diesen Bedingungen arbeiten zu müssen. Durch die katastrophalen Rahmenbedingungen im Spital gefährdet die Wiener Stadtregierung die Sicherheit der Patienten, wie ja auch Patientenanwalt Gerhard Jelinek erst kürzlich festgestellt hat”, so der Ärztekammer-Vize. Die ÄK fordert die Stadtregierung und den zuständigen Stadtrat Peter Hacker zum schnellen Handeln und zum Finden innovativer Ideen auf.