Die geplante Einführung von Impfpässen für den Zugang zu Nachtclubs und Großveranstaltungen in England wird nun doch nicht umgesetzt. Dies verkündete nun der britische Gesundheitsminister Sajid Javid gegenüber dem TV-Sender BBC. “Wir sollten nicht einfach Dinge um ihrer selbst willen tun oder weil andere es tun, und wir sollten jede mögliche Maßnahme gründlich prüfen”, unterstrich er. Er habe “nie die Idee gemocht, den Leuten zu sagen, dass sie ihre Papiere vorzeigen müssen”, um “etwas zu tun, was einfach eine alltägliche Aktivität ist”.

Verband: Plan hätte die Branche lahmgelegt

Der Impfpass hätte ursprünglich Ende dieses Monats umgesetzt werden sollen. Er war aber von Veranstaltern und einigen Abgeordneten scharf kritisiert worden. Um Zugang zu Clubs und anderen Veranstaltungen mit großem Publikumsverkehr zu erhalten, hätten die Menschen demnach einen Nachweis erbringen müssen – sei es eine Doppelimpfung, einen negativen Covid-Test oder die Beendigung der Selbstisolierung nach einem positiven PCR-Test.

Die Night Time Industries Association war strikt gegen den Plan. Wäre er umgesetzt worden, hätte das die Branche lahmgelegt, erklärte sie. Nachtclubs wären darüber hinaus womöglich mit Diskriminierungsklagen konfrontiert worden. Der Branchenverband begrüßte die Ankündigung und äußerte die Hoffnung, dass die Unternehmen nun mit einer gewissen Planungssicherheit den Wiederaufbau des Sektors in Angriff nehmen können. Der Music Venue Trust, der sich für den Schutz von Basislokalen einsetzt, zeigte sich ebenfalls erfreut, dass die Impfpässe nicht eingeführt werden, da sie “problematisch” seien.

"Spaltend, undurchführbar, teuer"

Auf Kritik war der Impfpass auch in der Politik gestoßen. Die Tory-Abgeordneten der Covid Recovery Group und die Liberaldemokraten, deren Vorsitzender Ed Davey die Impfpässe als “spaltend, undurchführbar und teuer” bezeichnete, hatten sich ebenfalls gegen sie ausgesprochen.

Gesundheitsminister Javid bestritt, dass die Regierung nach der Kritik ihrer eigenen Hinterbänkler “Angst” vor dieser Politik habe. Er sagte, die Impfpässe seien nicht notwendig, weil es andere Dinge in der “Verteidigungsmauer” gebe, wie zum Beispiel eine hohe Inanspruchnahme von Impfstoffen, Tests, Überwachung und neue Behandlungen. Und: “Wir haben die Sache gründlich geprüft, und obwohl wir sie als mögliche Option in der Reserve behalten sollten, freue ich mich, sagen zu können, dass wir die Pläne für Impfpässe nicht weiterverfolgen werden.”

Die Abschaffung der Impfpässe ist eine deutliche Kehrtwende der Regierung.