Für Politiker, die sich vor Gasknappheit und explodierenden Energiepreisen fürchten, mag das es auf den ersten Blick eine gute Nachricht sein – aber nur auf den ersten. Auf den zweiten  Blick ist diese Entwicklung eher als „verheerend“ zu bezeichnen.

Der Verbrauch von Gas und Strom war im Jänner deutlich rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr sank er beim Strom um 7,2 Prozent und beim Gas sogar um 21,5 Prozent, wie die Regulierungsbehörde E-Control berichtete. Dass das nicht nur am Wetter liegt, unterstreicht die E-Control ebenfalls: „Dieser Rückgang ist nur teilweise auf die vergleichsweise milderen Temperaturen im Jänner 2023 zurückzuführen“. Die Heizgradtage lagen nämlich nur vier Prozent unter jenen des Vorjahres. Näher besehen sind Nachfrage und Produktion also ganz wetterunabhängig gesunken, und das ist für eine Industrienation auf Dauer bedrohlich.

Am meisten Strom verbraucht die Industrie

Zum einen sparen bereits viele Menschen angesichts der horrenden Energiepreise bei Stromverbrauch und Heizen, wo sie nur können. Zum anderen stöhnt auch die Industrie unter den enormen Energie-Engpässen und fährt die Produktion zurück. Vor allem der zweite Grund ist wichtig. Die Industrie benötigt nämlich den größten Teil des Stroms. Deshalb ist der Stromverbrauch schon während Corona deutlich gesunken. Wenn nun die Industrie aber weiter schrumpft, dann ist das fatal für Wohlstand, Wachstum, Arbeitsplätze, Innovation und Lebensqualität.

Natürlich: Bei anhaltend niedrigerer Nachfrage kommen wir mit weniger Strom und Gas aus. Dann sinken natürlich auch die Preise. Doch das alles geschieht auf Kosten der Lebensqualität. Zu Corona-Beginn waren Gas- und Stromverbrauch ebenfalls gesunken. Als sie dann bis Jahresbeginn 2022 wieder stiegen, war das auch dem wieder beginnende Wirtschaftswachstum geschuldet. Schließlich verbraucht niemand so viel Strom, wie die Industrie.

Österreich musste noch mehr Strom importieren als im Vorjahr

Die Zahlen demonstrieren auch die sinkende Stromproduktion in Österreich. Der Inlandsstromverbrauch lag im Jänner 2023 bei 6,23 Terawattstunden (TWh) und damit um 7,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Gleichzeitig wurde mit 5,5 TWh Stunden um 14,9 Prozent weniger Strom produziert. Die Stromimporte stiegen hingegen – um 7,2 Prozent auf 2,84 TWh, doch die Stromexporte sanken, um 12,4 Prozent. Das ist alles kein Grund zu Freude für die heimische Stromproduktion.