Russland hat laut ukrainischen Angaben wieder groß angelegte Luftangriffe auf die Hauptstadt Kiew gestartet. Auch in vielen anderen Regionen der Ukraine hätten die russischen Streitkräfte ihre Angriffe intensiviert. In etwa zwei Drittel des Landes war stundenlang der Luftalarm zu hören.

In der Region Cherson und in der Region Saporischschja gab es laut ukrainischen Medienberichten Explosionen, in Odessa geriet ein riesiges Lebensmittellager in Brand. Auch rund um Bakhmut starteten russische Verbände eine neue Offensive. Die russische Söldnertruppe Wagner hatte zuvor ihren angedrohten Rückzug aus der Stadt wieder aufgegeben.

Mehrere Orte in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine standen nach Militärangaben ebenfalls unter verstärktem russischen Beschuss. Bei den russischen Luftangriffen auf Kiew sind laut Bürgermeister Vitali Klitschko mindestens fünf Menschen verletzt worden. Drei Menschen seien bei Explosionen im Stadtteil Solomjanskyj verwundet worden, zwei weitere Personen durch Drohnenwrackteile, die auf ein zweistöckiges Gebäude im Stadtteil Swjatoschyn fielen.

Russland will Bakhmut offenbar bis zum 9. Mai, dem "Tag des Sieges", erobern

In Bakhmut intensivierte Russland den Beschuss der ukrainischen Truppen, die noch den westlichen Stadtrand halten. Die russischen Streitkräfte setzten modernere Ausrüstung ein und gruppierten ihre Truppen um, erklärte Generaloberst Oleksandr Syrskyj, der ukrainische Befehlshaber der Bodentruppen, nach einem Besuch an der Frontlinie.

Die aktuelle Offensive wird auch aus innenpolitischen Gründen befohlen worden sein: Der morgige 9. Mai gilt in Russland als “Tag des Sieges”, der mit einer Militärparade in Moskau anlässlich des Triumphs über Nazi-Deutschland begangen wird.

Von der seit 2. Mai erwarteten ukrainischen Gegenoffensive ist aktuelle nichts in den Telegram-Kanälen der Armeeangehörigen zu bemerken: Zuerst sollte auf besseres Wetter, dann auf trockenere Böden gewartet werden. Schließlich stellt sich auch die Frage nach dem strategischen Ziel eines 20 bis 100 Kilometer weiten Vorrückens der Ukraine – was würde dadurch politisch verändert werden?

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: Wann gibt er den Befehl für eine Gegenoffensive?