Mit jedem Tag des Kriegs in der Ukraine wächst auch der Hass der Welt auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin und die Soldaten, die in seinem Namen kämpfen – doch es häufen sich die Beweise, dass viele von ihnen diesen Krieg nicht wollen und gar mit der sprichwörtlichen Pistole im Rücken an die Front geschickt wurden. In zwei neuen Videos berichten junge russische Soldaten in Gefangenschaft davon, was ihnen angedroht wurde, wenn sie den Kampf verweigern und dass eigene Vorgesetzte auf sie feuerten, wenn sie sich weigerten, auf Zivilisten zu feuern.

Zwei Soldaten weigerten sich, auf Zivilisten zu schießen - nur einer überlebte

Anfang der Woche veröffentlichte der ukrainische Sicherheitsdienst ein neues Video, in dem ein gefangener russischer Soldat schreckliche Geschehnisse vom ersten Tag des Kriegs beschreibt: Er erzählt, wie auf ihn geschossen und sein Kamerad getötet wurde, weil sie sich weigerten, ukrainischen Zivilisten zu schaden und sie zu schützen versuchten. Als andere russische Truppen das sahen, eröffneten sie das Feuer auf ihre eigenen Leute.

Der Kriegsgefangene erzählt mit starrem Blick, wie er und ein Leutnant versuchten, eine Frau in ihren Zwanzigern und ihre Mutter zu retten, nachdem russische Soldaten am 24. Februar in Charkiw den Befehl erhalten hatten, auf Zivilisten zu schießen. In dem Clip behauptete der gefangene Soldat, er sei in den Fuß geschossen und der Leutnant getötet worden, als andere Truppen bemerkten, dass die beiden nicht auf Zivilisten schossen.

Der Leutnant und die Mutter der jungen Frau wurden dabei getötet, der junge Soldat und die Tochter der Frau konnten sich in einer Garage verstecken bis der Angriff vorüber war und danach mit dem Auto der Frau – sie musste die Autoschlüssel aus den Händen ihrer toten Mutter holen – flüchten. Im sicheren Auto verlor der Soldat das Bewusstsein und wurde von ukrainischen Zivilisten medizinisch versorgt bis er vom Sicherheitsdienst aufgegriffen und befragt wurde.

In einem zweiten vom ukrainischen Sicherheitsdienst auf Facebook veröffentlichten Video wurde ein russischer Militärtechniker befragt und behauptet, Deserteuren würden sieben Jahre Gefängnis drohen.

Der Mann, der reparaturbedürftige Geräte aus der Ukraine transportierte, sagte: “Viele haben ihre Heimat bereits verlassen. Viele fliehen, sie wollen nicht in den Krieg ziehen. Wofür ist das? Niemand braucht das, diesen Krieg. Niemand will das.”

Und weiter: “Sie sind dagegen, sie fliehen. Die Sache ist die, sie versprechen sieben Jahre Gefängnis, also bleiben die Leute. Niemand will ins Gefängnis.”

Auch der Rest seiner Geschichte kommt bekannt vor: “Vor ungefähr einem Monat haben sie uns versammelt, uns Dokumente gegeben und uns gesagt, wir sollen uns bereit erklären, an einer speziellen Operation teilzunehmen.Auch wenn Sie sich nicht dafür anmelden wollten, haben Sie es getan, und allen wurde zu gesagt, dass sie gehen sollen, sie wurden geschickt. “Und so haben sie uns vor ungefähr einem Monat weggeschickt und Ausrüstung geladen.”

Immer wieder dieselbe Geschichte

Keine der Aussagen der Kriegsgefangenen kann verifiziert werden, es ist zudem anzunehmen, dass alle gefilmten Aussagen unter einem gewissen Grad an Zwang gemacht wurden.

Aber die Konsistenz, mit der dieselbe Geschichte erzählt wird – von Soldaten verschiedener Einheiten, die in verschiedenen Gegenden des Landes kämpfen und keine Zeit hatten, ihre Geschichten aufeinander abzustimmen – ist bemerkenswert.