Der ukrainische Open-Source-Intelligence-Dienst Molfar hat die Daten von 167 Personen veröffentlicht, die bisher angeblich für den Auslandsgeheimdienst Moskaus tätig waren. Die mutmaßlichen Spione haben laut Molfar getarnt in Botschaften, internationalen Organisationen, kulturellen Einrichtungen und als Journalisten gearbeitet. Molfar hat die Informationen über die angeblichen Geheimagenten in akribischer Arbeit in öffentlichen und privaten Datenbanken ausfindig gemacht.

Die Bekämpfung russischer Spione in Europa sei für die Ukraine von entscheidender Bedeutung, erklärt Artem Starosiek, der Geschäftsführer von Malfor der “Kyiv Post”. Die aufgeflogenen Spione hatten laut Starosiek vor allem das Ziel verfolgt, vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine Desinformationen zu verbreiten und Kiew in ein schiefes Licht zu bringen.

Wladimir Putin war einst selbst Auslandsgeheimagent des KGB

Den Einfluss Russlands zurückdrängen

Als Beispiel nennt Starosiek den als Diplomat getarnten Georgii Mikhno, der Mitglied der russischen Delegation beim Europarat in Straßburg und dann in verschiedenen Funktionen als Vertreter der Russischen Föderation in der UNO tätig war – unter anderem auch in Wien. Ein anderer Spion ist Andrei Grebenshchikov, der in den russischen Botschaften in Kanada und den USA tätig war. Er habe beispielsweise in der kanadischen Zeitung “Globe and Mail” einen Artikel verfasst, in dem er der Ukraine die Schuld für den Krieg gibt.

Mit den Enttarnungen wollen Starosiek und sein Team bei Malfor “den Einfluss Russlands auf der ganzen Welt zurückdrängen”. “So werden wir auch weiterhin Ermittlungen gegen Feinde der Ukraine führen und russische Kriegsverbrechen auf dem Territorium der Ukraine nachweisen.”

Open Source Intelligence (OSINT) ist ein Begriff aus der Welt der Nachrichtendienste und des Militärischen Nachrichtenwesens, bei dem für die Nachrichtengewinnung Informationen aus frei verfügbaren, offenen Quellen und Datenbanken gesammelt werden, um durch Analyse der unterschiedlichen Informationen verwertbare Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei werden frei zugängliche Massenmedien genutzt, wie Printmedien sowie Rundfunk, aber auch das Internet und Web-basierte Anwendungen wie Google Earth. Der begriffliche Bezug auf Open Source bedeutet, dass frei zugängliche Informationen genutzt werden.