Es ist ein unfassbares Behördenversagen: Ibrahim A., der Killer aus dem Regionalzug RE 70, der sechs Tage nach seiner Entlassung aus der U-Haft auf der Fahrt von Kiel nach Hamburg mit einem Messer Amok lief und dabei das Liebespärchen Danny (19) und Ann-Marie (17) erstach, hatte im Gefängnis mehrfach Terror-Verbrechen angekündigt. Die Justizwache gab dies auch schriftlich weiter, doch die Gefängnisleitung meldete es nicht an die Sicherheitsbehörden. Sonst hätten die Morde von Brokstedt womöglich verhindert werden können.

Bislang war man von einem psychisch kranken und drogensüchtigen Einzeltäter ausgegangen, doch inzwischen liegen Aufzeichnungen aus der Justizanstalt im Ermittlungsakt, die ein völlig anderes Bild vermitteln. Ibrahim A. galt als besonders schwieriger Insasse, der Mithäftlinge und Wärter bedrohte und ankündigte, einen Terroranschlag wie 2016 auf dem Berliner Breitscheidplatz verüben zu wollen. Damals ermordete Anis Amri bei einer Amokfahrt mit einem Lkw 13 Passanten.

“Es gibt nicht nur einen Anis Amri, es gibt mehrere und ich bin einer davon”, sagte Ibrahim A. laut Protokoll zu einem Wachebeamten. Und: “Großes Auto, Berlin, das ist die Wahrheit.”

Einen anderen Beamten fragte er gleich zweimal: “Willst du auch unter den Reifen?” Dennoch kam der mehrfach vorbestrafte Palästinenser überraschend aus der U-Haft frei.

Die Justizbehörden haben inzwischen große Versäumnisse eingeräumt, das zuständige Landesamt für Verfassungsschutz wurde nie eingeschaltet. Sonst wären Danny und seine Freundin Ann-Marie vielleicht noch am Leben.