Ein Blick in die unrühmliche Geschichte der Kindergarten-Skandale beschert ein ständiges Déjà-vu mit unfassbaren Parallelen und dem Vollversagen staatlicher Kontrolle. Zwielichtige Betreiber mit oft ausländischen Netzwerken zogen in Wien private Kindergarten-Ketten hoch, kassierten Millionen-Subventionen, lebten auf Steuerzahler-Kosten in Saus und Braus und vernächlässigten dabei die ihnen anvertrauten Kinder und deren Eltern. Erst, wenn die Skandale gar nicht mehr unter der Decke zu halten waren, traten die Bürgermeister, Stadträte und Bediensteten der Magistratsabteilung 10 auf den Plan und versprachen “größtmögliche Aufklärung”.

Fall "Oase des Kindes": Ägypter zweigte 2,45 Millionen Euro in eigene Tasche ab

Dies fing spätestens im Jahr 2009 an, als ein Ägypter in Floridsdorf für einen Kindergarten mit Hortbetrieb erstmals die städtische Vollförderung erhielt. Schon von dieser soll er nach späterer Anklage einen beträchtlichen Teil zweckentfremdet und in eine private Islam-Schule umgeleitet haben. Immerhin: 2013 fielen den Behörden die Unregelmäßigkeiten auf, gestoppt wurden die Förderungen aber erst 2016.

Was den umtriebigen Ägypter nicht daran hinderte, mit Strohleuten noch im selben Jahr den Verein “Oase des Kindes” zu gründen. Allein bis Ende 2017 kassierte der Verein von der Stadt 382.000 Euro.

Als von der Staatsanwaltschaft abgerechnet wurde, soll der Ägypter 8,72 Millionen Euro an Steuergeldern von der Stadt kassiert haben. 2,45 Millionen Euro davon soll er mit seiner Lebensgefährtin privat verjubelt haben.

Fall "Islam-Kindergärten": 260.000 Euro auf Konto von ahnungslosem Hilfsarbeiter

Die nächste Bombe platzte in der Wiener Kindergarten-Skandal-Chronik mit der unglaublichen Geschichte um die sogenannten “Islam-Kindergärten” und deren Betreiber. Nachdem dieser zunächst in der Romanogasse in Wien-Brigittenau ein islamisches Bildungszentrum gegründet hatte, überzog er die Stadt mit Kindergärten. Entsprechende Trägervereine wurden mit Hilfe von Strohmännern gegründet.

Allein das von ihm selbst betriebene Kinder-Bildungs- und Integrationszentrum wurde binnen zwei Jahren von der MA 10 mit 1,8 Millionen Euro gefördert. Zusätzlich soll er bei sieben anderen Kindergarten-Vereinen, bei denen er offiziell nicht aufschien, 520.000 Euro an Subventionen kassiert haben Wie locker das Geld bei Stadt saß, zeigt ein Neben-Ergebnis der damaligen Ermittlungen. So wurden auf dem Scheinkonto eines ahnungslosen Hilfsarbeiters 260.000 Euro entdeckt.

Fall "Minibambini": Selbstbedienungslagen von Familien-Clan

Zuletzt dann der Krimi um die Wiener “Minibambinis”, ebenfalls eine Kindergarten-Kette unter privater Trägerschaft eines Familienclans, der aktuell die Gemüter erhitzt. Auch hier sollen sich die Betreiber ein Luxusleben auf Kosten der Steuerzahler gegönnt haben, auch hier bekam die Kita-MA 10 offenbar über Jahre nichts mit. An zehn Standorten im Stadtgebiet sollen laut Eigenwerbung 800 Kinder betreut worden sein. Mehr als 15 Millionen Euro an Subventionen sollen zwischen 2019 und 2021 an das “Familienunternehmen” geflossen sein.

Da konnten sich die Betreiber locker Luxusautos und Nobel-Immobilien leisten. Bei üppigen “In-sich-Geschäften” gaben sich die Familienmitglieder gegenseitig Kredite. Rückzahlungen der Darlehen konnten die Prüfer des Rechnungshofes allerdings nicht entdecken.

Noch längst nicht sind alle Machenschaften rund um die “Minibambini” aufgeklärt, die Betreiber bestreiten die Vorwürfe vehement und wollen weitermachen.  Die ÖVP ortet dagegen Veruntreuung und systematischen Missbrauch in einem “Selbstbedienungsladen”. Landesparteiobmann Karl Mahrer: “Die Causa ist offenbar nur die Spitze des Eisbergs. Fördermittelmissbrauch und mangelnde Kontrolle haben in Wien offenbar System. Am Ende bezahlen die Steuerzahler, Eltern, Kinder und Pädagogen für das Kontrollversagen der Stadt Wien.”