Nach monatelangem Schweigen bestätigte Dickson Matembo, Staatssekretär im sambischen Ministerium, zum ersten Mal die Informationen: Acht Kroaten, die im vergangenen Dezember in Sambia wegen versuchten Kinderhandels festgenommen worden waren, benutzten Reisedokumente, die sie dank gefälschter Adoptionsdokumente erhalten hatten.

Bestätigt ist auch, dass der Besitzer des Kinderheims auf der Flucht ist. Sambia will die Kinder, die nun “offiziell kroatische Staatsbürger” sind, in ihre Heimat DR Kongo zurückbringen.

Das Verfahren ist anhängig

Der Fall kam im Dezember 2022 ans Licht, nachdem Beamte der Immigrationsbehörde am Flughafen in Ndola acht kroatische Staatsangehörige wegen des Verdachts auf Kinderhandel und der Fälschung von Dokumenten festgenommen hatten. Zunächst war die Gültigkeit der Dokumente über die Adoption minderjähriger Kinder aus der Demokratischen Republik Kongo fraglich, weil internationale Adoptionen von dort seit 2017 vollständig verboten sind.

Die Verdächtigen wurden inzwischen offiziell verhaftet und wegen versuchten Kinderhandels angeklagt; das Verfahren ist vor dem Obersten Gerichtshof der DR Kongo anhängig. Gauthier Luyela, Leiter der Abteilung für Kinderschutz im Ministerium für Gleichstellung, Familie und Kinder des Landes, weist die Behauptung zurück, dass kroatischen Familien von den Gerichten eine Sondergenehmigung für Adoptionen erteilt wurde. “Es können keine internationalen Adoptionen geprüft werden”, bevor eine neue staatliche Agentur zur Überwachung ausländischer Adoptionen im Rahmen des Gesetzes eingerichtet ist.

Brach das Schweigen: Dickson Matembo

39 Kinder aus dem Kongo in Europa spurlos verschwunden

Es ist schwierig festzustellen, über wie viele Kinder so gekauft worden sind. In den vergangenen zehn Jahren haben die Gerichte 83 Adoptionen aus der DR Kongo bestätigt, das Innenministerium hat Dokumente für 94 Kinder ausgestellt – und der Minister für Soziales und Familie, Marin Piletić, glaubt, dass 131 Kinder aus der DR Kongo adoptiert wurden.

Diese Zahlen passen überhaupt nicht zusammen. Wie die Journalistin Aurora Weiss aus vertraulichen Quellen erfahren hat, sind 39 Kinder, die eigentlich in kroatischen Familien leben sollten, spurlos verschwunden. Personen, die in engem Kontakt mit den “Adoptiveltern” stehen, behaupten, dass es sich nicht um Betrugsadoptionen handelt, auch wenn die “Adoptiveltern” sehr wohl wussten, dass der Prozess über fragwürdige Kanäle ablief. Die offiziellen Dokumente kamen etwa nicht über das Außenministerium, sondern, wie die Recherchen ergaben, über DHL-Lieferungen. Kein Beamter hat diese jemals auf Echtheit überprüft.

Über "fragwürdige Kanäle" werden Kinder aus Afrika adoptiert.Symbolbild: AFP

Kinder ab 15.000 Euro

Wer die Personen sind, die Kinder adoptieren, und wer die Kinder sind, die adoptiert wurden, hat niemand wirklich überprüft. Aurora Weiss hat herausgefunden, dass die meisten der Familien, die diese immer noch fragwürdigen Adoptionen durchgeführt haben, Juristen oder hochrangige Angestellte aus der Privatwirtschaft sind. Die Preise, die sie für die Kinder bezahlten, variierten ebenfalls, von 15 bis 40 Tausend Euro, je nachdem, wie hoch die “Vermittler” die “Adoptiveltern” einschätzten. Brisant: Weder Interpol noch Europol wurden mit Ermittlungen betraut.