Bei großen und kleinen Anlässen belehrten die wenigen Stars der österreichischen Kulturszene den Bürger, wie er über die Asylpolitik, wie er über die FPÖ, wie er über Sebastian Kurz, HC Strache und über den Ibiza-Video-Krimi zu denken hätte – die linkslastigen Schauspieler wollten auf Dutzenden Veranstaltungen vorgeben, was Moral ist. Und was nicht.

Jetzt fliegt täglich mehr davon auf, was die Bühnen-Schickeria selbst für Verständnis von Moral und Anstand haben: Am 8. Februar hat sich einer der lautesten Moralapostel, der Burgschauspieler und TV-Krimi-Kommissar Florian Teichtmeister (43) wegen des Besitzes von 58.000 Dateien mit Kinderpornographie vor dem Straflandesgericht zu verantworten. 13 Jahre lang soll der Kaiser-Darsteller im Film “Corsage” diese Bilder gesammelt haben. Er sei geständig, meint sein Anwalt.

Zusätzlich deckten dann Insider der Filmproduktion “Corsage” auf, dass nicht nur Teichtmeister trotz schwerer Vorwürfe den Sisi-Streifen weiterdrehen durfte, sondern auch ein weiterer Kollege, der junge Frauen am Set sexuell attackiert haben soll (der eXXpress berichtete). Ein ungeheuerlicher Metoo-Fall, wenn sich die Vorwürfe bestätigen, dass die Aussagen der Opfer nicht ausreichend beachtet worden sind.

Sorgt mit seinem Prozess nun auch für massiven politischen Druck auf die Kulturpolitik: Florian Teichtmeister (43).

Zeuge berichtet: "Filmprojekt sollte trotz aller Vorwürfe durchgezogen werden."

Aber das sind nicht die einzigen zwei Problemfelder der österreichischen Kulturszene: Schon die schweren Vorwürfe gegen Regisseur Ulrich Seidl im September des Vorjahres sorgten für emotionale Debatten darüber, was die Stars der Filmszene dürfen – und was eben nicht. Seidl ließ rumänische Kinder für seinen Film “Sparta” halbnackt drehen, die Eltern der kleinen Schauspieler deckten die Vorgangsweise auf, eines der Kinder sei danach gewesen.

Nur wenige Wochen zuvor hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlung gegen einen Künstler eingestellt, dem die sexuelle Belästigung von 15 Frauen vorgeworfen worden ist.

Ein Insider der österreichischen Schaupiel-Szene, der aus Sorge vor gewissen Reaktionen anonym bleiben will, meint zu den Fällen: “Alles muss sofort vertuscht werden. Beim Dreh von ,Corsage’ war das besonders zu bemerken. Das Filmprojekt sollte auf alle Fälle mit diesen beiden Schauspielern durchgezogen werden, egal was über diese zwei Darsteller bekannt war.”

Wollte bisher nichts zu den Skandalfällen in Österreichs Kulturszene sagen: Vizekanzler Werner Kogler

Wiens Kulturstadträtin will kein Interview zu "delikatem Thema"

Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler (Grüne) will zum nun sichtbaren Sumpf der österreichischen Kulturszene nichts sagen – das sei Sache des Staatssekretariats, wurde dem eXXpress gesagt. Kogler wolle keine Stellungnahme abgeben, auch nicht dazu, wie nun der Ruf des Kulturstandorts Österreich und des Wiener Burgtheaters gerettet werden könne.

Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler will mit dem eXXpress nicht in einem TV-Interview über die aktuelle dramatische Situation für die Kulturschaffenden in Wien sprechen: “Das Thema ist zu delikat”, meinte eine Sprecherin. Dass Kaup-Hasler schon vor der Berichterstattung über die Anklage am Freitag von den schweren Vorwürfen gegen Florian Teichtmeister gewusst haben soll, wird klar dementiert: “Das ist eine absurde Anschuldigung, das stimmt einfach nicht.”

Die nächsten Tage werden zeigen, ob es Werner Kogler, Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer und dem Burgtheater-Aufsichtsrat mit Doris Schmidauer, der Gattin des Bundespräsidenten, gelingen kann, diese schwere moralische Krise der Kulturszene einfach wegzuschweigen – es wird dabei auf die Medien und vor allem auf den ORF ankommen, ob künftig Missstände rasch und umfassend aufgedeckt werden.