SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch gesteht bei der Pressekonferenz Montagabend offen: „Ich bin von einer so großen Anzahl an Bewerbungen nicht ausgegangen.“ 73 SPÖ-Mitglieder kandidieren für den Vorsitz in der sozialdemokratischen Partei. Möglicherweise werden es noch etwas weniger, weil über ein paar Formalitäten eventuelle „Spaß-Kandidaten“ aussortiert werden. Man wolle aber „nicht nachträglich große Hürden aufstellen“, hält Deutsch fest.

Noch ist nicht sicher, ob jeder Kandidat überhaupt existiert

Nun müssen alle Bewerber bis 31. März einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und 30 Unterstützungserklärungen von 30 weiteren SPÖ-Mitgliedern vorlegen. Darüber hinaus lässt die Bundespartei allen 73 Kandidaten ein Formblatt zukommen, um Adresse, Telefonnummer, Beruf etc. zu erfahren. Zurzeit könne er andernfalls nicht überprüfen, ob die sich bewerbenden Personen überhaupt existieren, gesteht Deutsch.

Zumindest eine Kandidatur war im Vorfeld zurückgewiesen worden, nämlich jene von Ex-BZÖ-Politiker Gerald Grosz – der eXXpress berichtete.

In weiterer Folge sollen alle Kandidaten auf einer Homepage vorgestellt werden, mit Präsentation und Bild. Wichtig ist auch, dass jeder das passive Wahlrecht für die Nationalratswahl vorweisen kann. Andernfalls könnte er oder sie nicht Spitzenkandidat sein. Dass alle ihre Mitgliedsbeiträge – ab SPÖ-Beitritt – bezahlt haben werden, wird ebenfalls erwartet.

Befragung per Internet und Briefwahl

„Ich freu mich darüber, dass es ein so großes Interesse gibt“, unterstreicht der Geschäftsführer. Man hoffe nun auch auf „rege Beteiligung der Mitglieder“, und dass der starke Mitgliederzuwachs der vergangenen Tage auch anhält.

Die Mitgliederbefragung werde von 24. April bis 10. Mai stattfinden, und zwar per Briefwahl oder online. Es soll eine anonymisierte Befragung werden, die aber doppelte Abstimmungen ausschließt. Da es sich um eine Befragung und keine Abstimmung handelt, werden alle SPÖ-Mitglieder mit einem langen Monster-Satz festlegen, für wen sie sich entscheiden: „Ich bin dafür, dass Pamela Rendi-Wagner Parteivorsitzende der SPÖ und Spitzenkandidatin bei der Nationalrat wird, oder ich bin dafür, dass Hans Peter Doskozil etc.“ – und dann folgen alle weiteren Kandidaten entsprechend dem Einlagen ihrer Bewerbungen. Jedes SPÖ-Mitglied wird markieren müssen, welcher der 73 Kandidaten seine Unterstützung erhält.

Doskozil will nicht bei relativer Mehrheit SPÖ-Vorsitz übernehmen

Der außerordentliche Parteitag wird am 3. Juni stattfinden. Dort wird definitiv entschieden, wer neuer SPÖ-Chef wird oder ob es Pamela Rendi-Wagner bleibt. Der burgenländische Landeshauptmann Doskozil soll schon bekannt gegeben haben: Eine relative Mehrheit bei der Mitgliederbefragung genügt ihm nicht, um Anfang Juni auch den Vorsitz zu übernehmen. Er bräuchte dafür eine absolute Mehrheit von mehr als 50 Prozent.