Der aktuelle Füllstand von 50 Prozent würde etwa die Hälfte des Gas Jahresverbrauchs Österreichs darstellen, rechnet Energie-Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Mittwoch auf die Frage von eXXpress-Reporter Maximilian Sperr vor. Dieser wollte wissen, wieviel von dem Gas überhaupt wirklich uns gehört. Wie der eXXpress zuvor aufdeckte, steht uns nämlich nicht die gesamte Reserve zur Verfügung, weil diese zu einem gutem Teil etwa privaten Firmen gehört. “Es ist einfach zu erklären: Gewessler tut so, als ob in der großen Tiefgarage, in der ihr Auto steht, auch alle anderen Autos ihr gehören würden”, meinte dazu ein Energie-Manager gegenüber dem eXXpress.

Gewessler: "Alle sollen beitragen, den Speicherstand zu erhöhen"

Aber auch am Mittwoch bekräftigte die Ministern erneut, sie könne (laut Verordnung der Energielenkung) auf alle Mengen zugreifen. Dass das schlichtweg nicht zu stimmen scheint, sei an dieser Stelle dahingestellt. Denn, Gewessler findet es ohnehin nicht “gscheid” . Schließlich gehe es ja auch um Solidarität, mit jenen (etwa mit Slowenien), die gar kein Gas gespart hätten. Und so fordert Gewessler, der “Robin Hood” der Gas-Krise, der im Notfall offenbar von den Reichen “stehlen” will, um die Armen zu versorgen, dass alle beitragen mögen, den Speicherstand zu erhöhen.

Kriterium für die Alarmstufe ist ...

Sollten die russischen Gaslieferungen über die Pipeline Nord-Stream-1 auch nach der Wartung ausbleiben, wird man laut Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) evaluieren müssen, ob die Gasspeicher bis zum Beginn der Heizsaison zu 80 Prozent befüllt werden können. Das sei das Kriterium für die nächste Stufe im Gas-Notfallplan, sagte Gewessler am Mittwoch. Wenn dieses Ziel gefährdet sei, “dann werden auch bei uns die nächsten Schritte fällig, das heißt, auch die Alarmstufe”.

Äußert angespannte Situation

Der russische Präsident Wladimir Putin sei “kein verlässliches Gegenüber”, sagte Gewessler bei der Präsentation eines Wasserstoffprojekts von Burgenland Energie und Verbund. In den nächsten Tagen werde sich zeigen, ob nach der Wartung der Nord Stream 1 die russischen Gaslieferungen wieder aufgenommen werden und in welchem Ausmaß. “Für uns ist Nord Stream 1 nicht die zentrale Versorgungsroute, aber für Deutschland ist sie es”, sagte die Ministerin. “Wenn Nord Stream 1 nicht mehr liefert, ist das für ganz Europa eine äußerst angespannte Situation.”

Deshalb werde es am nächsten Dienstag einen außerordentlichen Rat der Energieminister in Brüssel geben, um die Situation zu bewerten und den neuen Vorschlag der EU-Kommission für den Winterplan zu diskutieren.