Der Druck aus Brüssel, mit der offensichtlichen Korruptions-Kriminalität in der Ukraine aufzuräumen, dürfte groß sein: Obwohl bisher keine Beweise für eine Involvierung des Verteidigungsministers in einen weiteren Bestechungs-Krimi vorliegen, wird nun Olexeij Resnikow (56) seines Amtes enthoben. Angeblich soll der Jurist auf einen anderen, aktuell weniger bedeutenden Ministerjob wechseln müssen – damit hat Selenskyj auch einen Sündenbock, wenn nun die “Festung” Bakhmut tatsächlich geräumt werden muss und die russische Großoffensive beginnt.

Chef des Militärgeheimdienstes folgt

“Der Krieg diktiert einen Wechsel der Personalpolitik”, erklärte Dawyd Arachamija, der die Fraktion von Selenskyjs Partei Diener des Volkes leitet. “In dieser Phase sollten die Sicherheitsbehörden von professionellen Sicherheitsbeamten und nicht von Politikern geleitet werden”, schrieb  Arachamija auf Telegram. Kyrylo Budanow, der Chef des Mitlitärgeheimdienstes der Ukraine, soll das Amt von Resnikow übernehmen.

Während Resnikow Jurist ist, hatte Kyrylo Budanow eine steile militärische Karriere. Resnikow hatte das Amt im November 2021 übernommen, wenige Monate vor der russischen Invasion am 24. Februar 2022.

Wolodymyr Selenskyj tauscht nun auch seinen Verteidigungsminister aus

Schwere Vorwürfe: Geld zum Bau von Kasernen veruntreut?

Nach einer Reihe von Skandalen und Affären im Verteidigungsministerium war er in die Kritik geraten. Infolge eines mutmaßlichen Korruptionsskandals in der ukrainischen Armee waren seit Bekanntwerden der Affäre im Jänner mehrere Vize-Minister, Gouverneure und hochrangige Beamte zurückgetreten oder entlassen worden. Unter anderem war zuletzt sein Stellvertreter Wjatscheslaw Schapowalow im Zusammenhang mit dem Skandal um den Einkauf überteuerter Lebensmittel für Soldaten zurückgetreten. Zudem sollen nach Medienberichten unter anderem in einem anderen Bereich der Behörde beim Bau von Kasernen Gelder veruntreut worden sein.

Resnikow hatte die Berichte zunächst zurückgewiesen. Am heutigen Sonntag kündigte er dann eine “interne Überprüfung” in seinem Ministerium an. Er selbst habe ein “absolut reines Gewissen”. Zu den Spekulationen um seine mögliche Ablösung sagte er: “Es ist eine Person – der Oberbefehlshaber, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj – die entscheidet, ob ich Verteidigungsminister sein werde oder nicht”.

Vor der nun kommenden Großoffensive Russlands übernimmt nun in Kiew ein neuer Verteidigungsminister.