Moskau bestreitet seit Wochen, mit den Explosionen an Nord Stream etwas zu tun zu haben. Nun konkretisiert das russische Verteidigungsministerium erstmals seinen Vorwurf. Am Samstag erklärt es auf Telegram: “Nach den vorliegenden Informationen waren Vertreter einer Einheit der britischen Marine an der Planung, Bereitstellung und Durchführung eines terroristischen Anschlags in der Ostsee am 26. September dieses Jahres beteiligt – der Sprengung der Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2.”

Das britische Verteidigungsministerium hat zunächst eine unmittelbare Stellungnahme abgelehnt, ein wenig später aber reagiert: Es bestreitet alle Vorwürfe entschieden, spricht von einem Ablenkungsmanöver und sieht Moskau als Drahtzieher hinter dem Anschlag.

Ein Flugzeug der schwedischen Küstenwache zeigt den Gasaustritt aus einem Leck an der Nord Stream 1-Gaspipeline mit einem Durchmesser von über 950 Metern.APA/AFP/SWEDISH COAST GUARD/Photo by Handout

Bisher keine Beweise

Bisher hat Russland keine Beweise für seine Behauptung vorgelegt. Schon zuvor hat Moskau den Westen für die Explosionen im vergangenen Monat verantwortlich gemacht, bei denen die in Russland gebauten Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 auf dem Grund der Ostsee zerbrachen. Bisher hat Russland aber keine näheren Angaben darüber gemacht, wer konkret für die Schäden an den Pipelines verantwortlich war, die früher die wichtigsten Routen für russische Gaslieferungen nach Europa waren.

Bisher schweigt London zu den Vorwürfen. Im Bild: Großbritanniens neuer Premierminister Rishi Sunak.APA/AFP/verschiedene Quellen/Leon NEAL

Der Kreml hat wiederholt gesagt, dass die Behauptungen, Russland sei für die Schäden verantwortlich, “dumm” seien, und russische Beamte sagten, Washington habe ein Motiv, da es mehr Flüssigerdgas (LNG) nach Europa verkaufen wolle.

Russland will an Untersuchung beteiligt sein

Die insgesamt vier Explosionen vor der dänischen Insel Bornholm hatten mehrere Lecks in die Nord-Stream-Pipelines gerissen. Russland hatte sich wiederholt darüber beschwert, dass es nicht in die internationale Untersuchung zu den mutmaßlich durch Sabotageakte verursachten Lecks einbezogen worden sei.

Die schwedische Justiz kündigte am Freitag an, die Pipelines erneut inspizieren zu wollen. Eine ähnliche Ankündigung hatte auch die Firma Nord Stream gemacht und zu diesem Zweck ein ziviles Schiff unter russischer Flagge entsandt.

Seit Anfang Verdacht eines Sabotageakts

Den am 26. September entdeckten Lecks waren Explosionen vorausgegangen, erste Unterwasser-Untersuchungen erhärteten den Verdacht auf Sabotageakte. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts stehen die beiden Pipelines zwischen Russland und Deutschland im Mittelpunkt geopolitischer Spannungen.

Weiter angeheizt wurden diese durch die Entscheidung Moskaus, die Gaslieferungen nach Europa durch die Pipelines einzustellen. Die Nord-Stream-Pipelines waren zum Zeitpunkt ihrer Beschädigung außer Betrieb, jedoch mit Gas gefüllt.