Die Wirtschaftssanktionen gegen Moskau haben bereits schwerwiegende Folgen, nicht nur für Russland, sondern ebenso für Europa – Stichwort: Energiekrise. Beinahe harmlos könnten einem die derzeitigen Gas-Engpässe aber vorkommen, wenn man sich die Folgen vergleichbarer Sanktionen gegen China vorstellt. Speziell für Deutschland wären sie katastrophal. Die deutsche Energiewende müsste wohl aufgeschoben werden. Das sollten gerade die Grünen bedenken.

China ist Deutschlands größter Handelspartner

China war 2021 mit einem Volumen von 245 Milliarden Euro zum sechsten Mal in Folge Deutschlands größter Handelspartner. Russland schaffte gerade einmal auf Platz 14. Deutschlands Ausfuhren nach China sind mit knapp 104 Milliarden Euro dreimal so hoch wie die nach Russland.

Noch bedeutsamer ist aber etwas anderes: “Die Importe aus Russland bestehen zu 60 Prozent aus Öl und Gas, das Deutschland zumindest mittelfristig ersetzen will”, berichtet das deutsche Medium “ThePioneer”. “Der Handel mit China ist breiter, technologisch hochwertig und vor allem für ein Land in der digitalen und ökologischen Transformation existenziell.” Und: “5000 Unternehmen aus Deutschland sind in China aktiv und es kommen jedes Jahr Hunderte hinzu.”

Könnte die deutsche Autoindustrie überleben?

Schon vor Jahren warnten Wirtschaftsexperten: Geopolitische Spannungen hätten speziell für die deutsche Exportwirtschaft und besonders für die Autoindustrie verheerende Folgen. Alleine VW verkauft 40 Prozent seiner Autos in der Volksrepublik China. Falls China als Exportland wegfällt, müsste die deutsche Industrie mit dem Schlimmsten rechnen. Dabei hat die deutsche Volkswirtschaft schon jetzt zum ersten Mal seit 1991 eine negative Handelsbilanz.

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bekundete mehrfach Solidarität mit Taiwan. Aber könnte sich Berlin im Fall des Falles Wirtschaftssanktionen gegen Peking überhaupt leisten?APA/AFP/various sources/John MACDOUGALL

Für Smartphones unerlässlich – und ebenso für Windkraft

Aber China ist auch ein ganz besonders wichtiger Produzent für die seltenen Erden. Es stellt mehr als 60 Prozent von ihnen weltweit her. Metalle der Seltenen Erden sind ganz besonders wichtig für High-Tech-Produkte wie Smartphones, LEDs, Raketen – und nicht nur für die. Auch Elektromotoren oder Windkraftanlagen kommen ohne sie nicht aus. “Wenn Robert Habeck seine Energiewende meistern will, muss er nicht die Opposition, sondern Peking um Hilfe bitten”, kommentiert “ThePioneer”.

Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) käme bei Sanktionen gegen China mit der Energiewende endgültig ins Schleudern

Jedes zweite deutsche Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ist auf Vorleistungen aus China angewiesen, wie eine Umfrage des ifo-Instituts ergab. Nicht auszudenken, was passiert, wenn das wegfällt.

Bald Nummer 1 bei Künstlicher Intelligenz

Gerade für Tech-Unternehmen ist China zentral. Schon 2025 könnte das Reich der Mitte die USA beim Umsatz mit Künstlicher Intelligenz ablösen.

Die deutsche Politik bemüht sich zurzeit um bessere Beziehungen kleineren asiatischen Staaten und hat eine klare Meinung zur Taiwan-Frage. Das ist moralisch zweifelsohne richtig. Nur wirtschaftlich gesehen kommen Deutschland und China zurzeit de facto ohne einander nicht aus. Eine Politik, die das ignoriert, könnte sich wohl nicht lange halten.