Mehr als 200 schwangere Frauen sind in der ostukrainischen Stadt Charkiw geblieben – viele im Keller. Die Entbindungsklinik der 1,5 Millionen Einwohner umfassenden Metropole ist in den Untergrund übersiedelt. Teile des fragilen historischen Gebäudes sind bereits beschädigt, und die Bombardierung geht weiter.

Mütter und Neugeborene schlafen auf den Fluren, weit weg von den Zimmern und Fenstern. In Charkiw gehen Putins Truppen besonders brutal vor – obwohl gerade hier die Mehrheit Russisch spricht. Die 17-jährige Lera Vasilenko beruhigt ihren Säugling, der in eine Decke gewickelt ist.

Der mehrfach ausgezeichnete Auslandskorrespondent und Fotograf der Los Angeles Times Marcus Yam hat den Alltag hier in eindrücklichen Fotos festgehalten.

Unterschlupf inmitten von Bomben und Sirenen

Es gibt mehrere Schichten von Sprengtüren, durch die man sich ducken muss, und mehrere Räume, an denen man vorbeikommt. Alte Farbe blättert von den Wänden ab. Eine Staubschicht bedeckt die an den Rohren hängenden Gegenstände. Krankenschwestern und -pfleger arbeiten leise auf den Fluren und nutzen die Handylampen zum Lesen.

Kate Shepel liegt in der Dunkelheit. Ihre Hand streichelt ihren Bauch. Marina Astafieva sitzt aufrecht auf der anderen Seite des Raums. Sie hat nicht gut schlafen können, aber sie findet Trost in der Gesellschaft anderer schwangerer Mütter.

Im Raum nebenan werden Frühgeborene auf der Intensivstation betreut. Valeria ist erst eineinhalb Monate alt. Sie wurde aus einem nahe gelegenen Kinderkrankenhaus evakuiert, das bombardiert wurde. Ihre Mutter ist derzeit in einer U-Bahn-Station untergebracht.

Die Familien des übrigen Krankenhauspersonals werden hereingebracht. Großmütter und Kinder liegen schlafend nebeneinander unter Lagen von Decken. Einem weinenden Baby wird ein Schnuller gegeben. Verlegtes Spielzeug neben den Ultraschallgeräten. Im Krankenhaus geht unter anderem der Sauerstoff zur Neige. Die Wiederbeschaffung ist schwierig.

Nana arbeitet hier – wie schon ihre Mutter – als Krankenschwester. “Wie können wir die Menschen zurücklassen! Es war nicht ihre Entscheidung, während des Krieges schwanger zu werden. Ohne die Ärzte können sie nicht gesund werden. Wir haben einen Eid auf unsere Arbeit geleistet und können unsere Patienten nicht im Stich lassen.”