Nach der Wirecard-Affäre kommt beschäftigt jetzt ein waschechter Krypto-Krimi die Finanzwelt: Die beiden Gründer einer der größten Investitionsplattformen für Kryptowährungen in Südfrika, Africrypt, sollen mehreren Berichten zufolge von der Bildfläche verschwunden sein. Wo sie sind weiß niemand, aber dafür ist bekannt, was sie mit im Gepäck haben: Bitcoins im Wert von zwischen 200 Millionen bis zu 3,6 Milliarden US-Dollar.

Anwälte der Africrypt-Gründer schlugen Alarm

Das Wall Street Journal beruft sich bei der geringeren Summe auf eine Schätzung des älteren Bruders, nach der das Unternehmen Bitcoins im Wert von 200 Millionen US-Dollar verwaltet haben soll. Der genaue Wert des Bitcoin-Vermögens von Africrypt ist derzeit noch unklar, genauso ob sich die beiden Brüder wirklich mit dem gesamten virtuellen Vermögen im Gepäck verschwunden sind – aber die Chance, dass dem nicht so ist, scheint verschwindend gering. Noch Ende Juni dementierten die blutjungen Unternehmer und Africrypt-Co-Founder Ameer (21, CEO) und Raees Cajee (18, COO) alle Anschuldigungen, in den Bitcoin-Skandal verwickelt zu sein, doch nun haben ihre Anwälte Alarm geschlagen.

Die rechtlichen Vertreter der beiden Krypto-Unternehmer von Hanekom Attorneys in Kapstadt können ihre Klienten mittlerweile nämlich selbst nicht mehr erreichen, wie Bloomberg berichtet. Diesen jüngsten Informationen fügte die Nachrichtenagentur hinzu, dass nicht nur die Anrufe bei den Cajee-Brüdern unbeantwortet blieben, sondern auch die Website des Unternehmens ausgefallen beziehungsweise nicht erreichbar sei. Die Anwälte hätten derweil bereits die Behörden informiert und auch die Börsen weltweit benachrichtigt und um Meldung gebeten, falls jemand versuche, die Münzen umzutauschen.

"Merkwürdige Vorkommnisse" im Vorfeld

Ganz überraschend kommt der neue Bitcoin-Scam-Skandal aber nicht: Wie Bloomberg berichtet, sollen sich im Vorfeld des Verschwindens der Brüder bereits einige merkwürdige Aktivitäten gehäuft haben. Der jüngere der beiden Brüder, Ameer Cajee, informierte Anleger bereits im April darüber, dass die Kryptoplattform Opfer eines Hackerangriffs geworden sei und soll den Anlegern auch dazu geraten haben, den Vorfall nicht den Behörden zu melden. Sein Argument: Wenn die Behörden miteinbezogen würden, würde dies die Wiedereinziehung der Gelder verlangsamen. Kurz danach war die Africrypt-Seite nicht mehr erreichbar.

Das machte natürlich einige der Anleger skeptisch. Die Investoren klopften daraufin bei den Anwälten der beiden Brüder an, andere, weniger weniger geduldige Anleger leiteten gleich ein Liquidationsverfahren gegen Africrypt ein. Die Anwälte von Hanekom Attorneys stellten daraufhin eine eigene Untersuchung an und erklärten gegenüber Bloomberg, dass sie bereits zu diesem Zeitpunkt herausgefunden hätten, dass Mitarbeiter des Unternehmens sieben Tage vor dem mutmaßlichen Hack den Zugriff auf Back-End-Plattformen verloren hatten.