Die russische Strategie ist offensichtlich: Kaum haben es die Ukrainer geschafft, die bereits einmal zerstörten zentralen Schnittpunkte der kritischen Infrastruktur wieder zu reparieren, folgt der nächste Raketenangriff. Zusätzlich sorgen diese Attacken, die Millionen Ukrainer um vier Uhr morgens aus dem Schlaf reissen, für einen massiven Terror gegen die Zivilbevölkerung.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko bestätigte mehrere Einschläge von Raketen im Holosiivskyi-Bezirk. “Der Feind hat etwa 15 Angriffe auf die Stadt und die Region ausgeführt”, berichtete der Gouverneur von Charkiw Oleg Sinegubow. Die Angriffe hätten offensichtlich wichtiger Infrastruktur gegolten. Die Stadtverwaltung von Charkiw sprach ihrerseits von Angriffen auf die “Energie-Infrastruktur”.

Es gebe in einigen Teilen der Stadt Probleme mit der Stromversorgung, zitiert n-tv regionale Quellen. Aus der südukrainischen Region Odessa berichtet Gouverneur Maksym Martschenko, dass “Raketenangriffe die regionale Energie-Infrastruktur getroffen und Wohngebäude beschädigt” hätten. “Zum Glück gab es keine Todesopfer”, fügt er hinzu. In der Region Chmelnyzkyj wurden die Menschen aufgefordert, Schutz zu suchen.

Mindestens vier Tote in Lwiw

In der Stadt Lwiw seien laut offiziellen Angaben mindestens vier Zivilisten getötet worden. “Die Russen haben Wohnhäuser beschossen, in denen Menschen geschlafen haben”, schreibt der Bürgermeister auf Twitter. Die Trümmer der betroffenen Wohnhäuser würden derzeit noch durchsucht. Es sei nicht auszuschliessen, dass es noch mehr Opfer gibt.

Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew

Kamikaze-Drohnen und Cruise-Missiles

Bisher wurde noch keine Entwarnung gegeben, noch immer sollen die Menschen in den Luftschutz-Einrichtungen bleiben. Wie bereits berichtet, attackiert die russische Armee die Ziele in der Ukraine mit einer Mischung aus billigen Kamikaze-Drohnen und Cruise-Missiles, also hochentwickelten Raketensystemen.

Das Ziel Moskaus ist es, mit der Zerstörung wichtiger Umspannwerke, Kraftwerke und Fernheiz-Zentralen die Versorgung der ukrainischen Truppen mit Nachschub zu erschweren auch die Zivilbevölkerung zu zermürben.

AKW Saporischschja vom Stromnetz getrennt

Infolge eines großflächigen russischen Raketenangriffs ist das Atomkraftwerk Saporischschja nach Angaben des ukrainischen Betreibers von der regulären Stromversorgung abgeschnitten worden. Die von russischen Truppen besetzte Anlage in der südlichen Stadt Enerhodar werde derzeit über Dieselgeneratoren notversorgt, teilte Enerhoatom Donnerstag früh auf Telegram mit. Der Kraftstoff reiche für zehn Tage. Für Österreich besteht laut dem Umweltministerium keine Gefahr.

Es gebe derzeit “keinen Hinweis auf erhöhte Strahlung im Bereich des KKW Saporischschja”, teilte das Ministerium auf Twitter mit. Die Abteilung Strahlenschutz verfolge die weitere Entwicklung und werde weiter informieren.