Es ist nur wenige Monate her, es war Ende November 2022, als Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) folgende Worte hinausposaunte: “Wir haben einen großen Schritt aus der Abhängigkeit von russischem Gas gemacht. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mitgeholfen haben, das zu ermöglichen.” Und Gewessler sagte weiter: “Wir sind noch nicht am Ende des Weges angekommen, wirklich frei sind wir erst, wenn wir ganz auf russisches Gas verzichten können. Daran arbeiten wir jeden Tag unter Hochdruck.”

Die Wirklichkeit ist freilich eine andere: Der russische Anteil aus den Gasimporten nach Österreich ist von 17 Prozent im November auf 71 Prozent(!) im Dezember hochgeschnellt.

Wie ist das möglich?

Der Grund für den massiven Anstieg im November und Dezember sind geringere Importe aus Deutschland und Italien bei gleichzeitig konstanten Gasflüssen aus Russland. Die Gazprom hatte der OMV die Gasliefermengen, die in Baumgarten in Niederösterreich ankommen, über den Sommer 2022 stark gedrosselt, zuletzt aber wieder deutlich mehr geliefert.

OMV-Chef Alfred Stern sagte kürzlich, dass Gazprom momentan wieder 100 Prozent der bestellten Mengen nach Österreich liefere. Im Sommer waren es teilweise nur 30 Prozent oder noch weniger. Was dabei verwundert: Nach Deutschland beispielsweise liefert der russische Staatskonzern gar kein Gas mehr.

Die Abhängigkeit von russischem Gas wird in absehbarer Zukunft so bleiben

Entgegen dem europäischen Trend, nämlich raus aus russischem Gas, tritt Österreich in punkto Gasimporte auf der Stelle, sprich das Land ist noch immer massiv von Gaslieferungen aus Russland abhängig. Laut Experten wird Österreich angesichts dieser Abhängigkeit denn auch immer mehr zum “Sonderfall” innerhalb der EU. Die Gründe: Einerseits stagniert hierzulande die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien (Sonne, Wind, Wasser). Andererseits hat Österreich seinen Gasverbrauch weniger stark gesenkt als die meisten anderen EU-Länder.

Österreich wird daher wohl auch künftig auf russisches Gas angewiesen sein. Die früheren vollmundigen Versprechen von Klimaministerin Gewessler, andere Gas-Lieferanten zu erschließen, entpuppen sich im Rückblick denn auch als leeres Polit-Marketing. Denn: Die österreichische Abhängigkeit von russischem Gas war im Vorjahr zwischenzeitlich nur deshalb so gering, weil Gazprom bloß einen Bruchteil der vertraglich vereinbarten Menge lieferte, um politischen Druck auszuüben. Jetzt braucht Russland zur Finanzierung des Krieges aber dringend Geld, weshalb Gazprom wieder zu 100 Prozent liefert.