Liebe Neos!

„Was ist mit du?“ würde euer Parteimitbegründer und Ex-Chef Matthias Strolz jetzt wohl an dieser Stelle sagen. Während er selbst mit eigenartigen Videos im Netz auffällt und mit seiner Performance nach der Politik Seher und Hörer staunend bis ratlos zurücklässt, sorgt auch ihr als Partei zunehmend für Stirnrunzeln. Eure Formkurve gleicht derzeit der des FC Bayern München. Zwar habt ihr es nie bis an die Spitze und zu großen Erfolgen geschafft, aber wie bei den Münchnern reiht sich auch bei euch derzeit ein Rückschlag an den anderen. Entscheidende Matches und Bewerbe gehen verloren. Eure Frühjahrsbilanz ist ernüchternd: Landtagswahl in Niederösterreich: 6,67 %. Mit einem harmlosen Zuwachs und einer unbedeutenden Rolle den Klassenerhalt geschafft. Landtagswahl in Kärnten: 2,59 %. Qualifikation bzw. Einzug in den Landtag verfehlt. Landtagswahl in Salzburg: 4,20 %. Rausgeflogen aus Landtag und Regierung.

Ihr befindet euch auf dem direkten Weg in die Bedeutungslosigkeit. Noch gibt es nach außen keine Führungsdebatte, aber auch ihr müsst euch langsam die Frage stellen, ob die Richtung stimmt und das Führungspersonal eure Partei noch zu Erfolgen führen kann. Ich habe meine Zweifel. Denn von der wirtschaftsliberalen Ausrichtung, der DNA der Neos, ist nicht mehr viel zu sehen. Das Bild, für das ihr steht, ist verwaschen und nicht mehr erkennbar. Euer Alleinstellungsmerkmal ist weg. Zu sehr habt ihr euch die vergangenen Jahre von linken Träumereien mitreißen lassen und damit euren Parteikompass auf den Kopf gestellt. Linke Ideen gibt es aber schon zuhauf in diesem Land. Dazu braucht es nicht auch noch die Neos. Ihr habt den innerparteilichen Entwicklungen freien Lauf gelassen und nicht rechtzeitig eingegriffen. Von der selbsternannten Transparenz- und Kontrollpartei seid ihr über Nacht im Wiener Rathaus zum Steigbügelhalter von Michael Ludwig geworden und im Parlament habt ihr im Wetteifern mit der SPÖ und den Grünen um die bessere Schlagzeile im U-Ausschuss weder an Beliebtheit noch an Sympathie gewonnen. Jetzt steht ihr eben da, wo ihr steht: sinkende Zustimmung, magere Wahlergebnisse und keine Orientierung.

Für diesen Befund kann man auch die Parteiführung verantwortlich machen. Das Neue Österreich, wie ihr euch selbst bezeichnet, besteht nur mehr aus dem Weglächeln von Wahlschlappen und aus einer kleinen Gruppe von Einzelkämpfern. Dabei kämpft jeder in eine andere Richtung. Da fragt man sich 10 Jahre nach eurer Parteigründung: Wozu braucht es euch eigentlich? Die Wähler haben in drei Bundesländern bereits ein klares Zeichen gesetzt. Vielleicht fragt ihr euch auch mal zwischendurch „Was ist mit uns?“, statt ständig mit den Grünen und den Roten im Wettlauf linker Ideen irgendwann wirklich unterzugehen.

Dafür habt ihr euch doch nicht gegründet!

Herzlichst

Euer

Exxpressicus