Digital Detox: Wie weniger Bildschirmzeit die Seele heilt
Eine neue Studie der Universität für Weiterbildung Krems gibt aufschlussreiche Ergebnisse: Wer sein Handy weniger nutzt, fühlt sich nicht nur entspannter, sondern auch weniger einsam. Schon nach drei Wochen reduzierter Nutzung zeigten sich deutliche Verbesserungen bei Stimmung, Schlaf, Stress und Einsamkeit.
Weniger ist mehr – zumindest, wenn es ums Handy geht. Eine neue Studie der Universität für Weiterbildung Krems zeigt: Schon drei Wochen mit deutlich reduzierter Bildschirmzeit reichen aus, um Stress, Schlafprobleme und Einsamkeit spürbar zu verringern. Wer weniger scrollt, fühlt sich gelassener, schläft besser – und lebt gesünder.
Drei Wochen ohne Dauer-Scrollen
An der Untersuchung nahmen 250 Personen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz teil. Die Aufgabe war klar: Die tägliche Bildschirmzeit sollte drei Wochen lang auf maximal zwei Stunden begrenzt werden. Ein deutlicher Einschnitt – vor Beginn des Experiments lag die durchschnittliche Nutzung noch bei rund vier Stunden und zwanzig Minuten pro Tag.
Ziel war es, die Auswirkungen dieser Reduktion des digitalen Konsums auf psychische und körperliche Gesundheit zu analysieren. Dabei standen depressive Symptome, Schlafqualität, Stresslevel und erstmals auch das Gefühl der Einsamkeit im Fokus. „Da sieht man, dass sich all diese Werte verbessert haben“, erklärte Christoph Pieh, Leiter des Departments für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Krems.
Deutlich messbare Verbesserungen
Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Die depressiven Symptome der Teilnehmer nahmen im Durchschnitt um 33 % ab, Schlafprobleme verbesserten sich um 30 %, das Stressniveau sank um 23 %, während das allgemeine Wohlbefinden um 17 % zunahm. Besonders auffällig war die Verringerung der Einsamkeit – sie ging um ganze 30 % zurück.
„Was wir sehen konnten ist, dass wenn man die Handyzeit reduziert, dass sich auch die Einsamkeit reduziert. Und wenn dann die Screentime wieder hochgeht, dass Einsamkeit auch wieder ansteigt. Also da scheint wirklich ein kausaler Effekt vorzuliegen“, so Pieh im Gespräch mit ORF Niederösterreich.
Soziale Medien als Haupttreiber
Nicht jede Art von Bildschirmnutzung wirkt sich gleich aus. Pieh betont: „Ganz problematisch scheint die Social Media Nutzung und einfach das passive Scrollen zu sein. Wenn man das reduziert, dann sind die Effekte deutlich größer. Stattdessen gibt es ja die Möglichkeit etwa Musik oder Podcasts zu hören. Da sind die negativen Effekte weniger stark.“
Während also das endlose Scrollen durch Feeds und Reels spürbar auf die Psyche schlägt, zeigen sich Musik oder Podcasts als weniger belastend – offenbar, weil sie weniger sozialen Vergleich und digitale Ablenkung fördern.
Ein globales Phänomen der digitalen Vereinsamung
Auch internationale Untersuchungen bestätigen die Ergebnisse. Eine Studie der University of Pittsburgh zeigte, dass Menschen, die mehr als zwei Stunden täglich in sozialen Medien verbringen, doppelt so häufig unter Einsamkeit und sozialer Isolation leiden wie jene, die weniger als 30 Minuten pro Tag online sind.
In China kam eine Studie unter Studierenden zu einem ähnlichen Ergebnis: Einsamkeit führe über Langeweile und mangelnde Selbstkontrolle zu exzessiver Smartphone-Nutzung – ein Teufelskreis, der sich selbst verstärkt. Besonders die passive Nutzung sozialer Netzwerke, also das bloße Konsumieren ohne aktive Interaktion, gilt als besonders belastend.
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