Fantastique! Georg Baselitz stellt in Paris die Welt auf den Kopf
Das Centre Georges Pompidou, das von Renzo Piano gebaut wurde, zeigt noch bis zum 7. März 2022 eine große Retroperspektive über das Schaffen des deutschen Gegenwartskünstlers Georg Baselitz.
Der einstige Direktor des Musée National, Bernard Blistène, stellt mit der Ausstellung „Die Perspektive“, einer chronologisch gegliederten Schau, Paris sprichwörtlich auf den Kopf. Der Deutsche Georg Baselitz, ein Maler, Bildhauer und Grafiker erlebt den großen Durchbruch als er beginnt, unten nach oben zu kehren. Mit 83 Jahren hat er sich jetzt in Salzburg ein neues Atelier eingerichtet. Der Künstler lebt seit 2013 mit seiner Frau in der „Mozartstadt“.
Besondere Ehre für Baselitz: Bisher zeigte das Centre Pompidou in Paris erst einen deutschen Gegenwartskünstler in einer großen Retroperspektive – und zwar vor fünf Jahren den Maler Anselm Kiefer. Baselitz’ Arbeiten werden in Paris in den historisch-politischen Kontext ihrer Zeit gestellt: Einerseits die Nachkriegszeit in Deutschland und die Auflehnung gegen den starren sozialistischen Realismus der DDR, andererseits das Eintreten gegen die Ästhetik der BRD. Baselitz war auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen ohne die Malerei und das Gemälde verlassen zu wollen. Den Durchbruch in seinem Schaffen erzielte er letztendlich als er begann, die Welt bildlich „auf den Kopf zu stellen“. Eine triviale Idee, die aber gerade durch ihre Schlichtheit raffiniert wirkt und überzeugt.
Baselitz’ Pinselstriche wirken grob und groß und wütend, hier wird nicht gekleckert sondern geklotzt. „Le Monde“ stellt die Frage in den Raum, ob Baselitz für das Pompidou ganz einfach “zu groß” sei. Dem Kunsthistoriker Bernard Blistène, der die Retroperspektive für das Pompidou kuratierte, erklärte Baselitz: „Ich bin nicht beliebt in Deutschland. Am Anfang malte ich Penisse. Das war natürlich pure Grausamkeit. Keine Sozialkritik, nur reine Wut“. Wütend malt er auch den dem Alter und Verfall ausgesetzten eigenen Körper und den seiner Frau Elke: Das Fleisch wird schwach mit 83. Der Ruhm gibt ihm recht und seine Preise sind hoch. Für ein Gemälde müssen Sammler heute 1,5 Millionen Euro bezahlen. Sein österreichischer Galerist Thaddaeus Ropac versichert: „Die Sammler kommen immer mit den Ausstellungen und Messen, daher sind die Museumsschauen so wichtig!“ Diese ist allemal einen Besuch wert.
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