Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner: "Ich habe Nahtod-Erlebnisse gehabt"
Reinhold Messner ist auch mit 76 Jahren noch immer das Aushängeschild des Extrem-Bergsteigens. Seine Erfahrungen als erster Mensch ohne Sauerstoff am Mount Everest haben ihn ebenso geprägt wie der Absturz seines Bruders am Nanga Parbat. Nun spricht er über Nahtod-Erlebnisse und was das Leben für ihn bedeutet.
“Wenn ich gelernt habe zu sterben, kann ich intensiv leben – natürlich bin ich nicht gestorben, hatte aber Nahtod-Erlebnisse. Das ist ein Glück, und man möchte sie wieder haben, so lange man dabei nicht stirbt“, erklärt Reinhold Messner im focus online Interview.
Das erste Nahtod-Erlebnis hatte er am Nanga Parbat, als klar war, man würde nicht zum Camp zurückkehren können, müsste einen anderen Weg für den Abstieg finden. “Ich hab mich in der Verzweiflung oberhalb meines eigenen Körpers gesehen, gesehen, wie mein Körper den Berg hinunterrollte. Es war eine „Out-Of-Body-Erfahrung.” Kurz darauf, berichtet er, war er in einer ähnlichen Situation und kurz vor dem Sterben. “Würden diese Erfahrungen öfter bestehen, würde man sie nicht überleben – aber das geht nicht. Man möchte sie haben, ohne dabei umzukommen”, sagt Messner.
“Das Leben ist ein Spannungsbogen. Wenn ich mir dessen bewusst bin, kann ich viel weiter gehen – den Bogen weiter spannen”, das ist die Lebensphilosophie, wie sie Reinhold Messner sieht.
Zum Tod hat er ein klares Verhältnis, zum Sterben ist es nicht so eindeutig: “Der Tod und das Sterben sind zwei Paar Schuhe. Der Tod ist eine Tatsache, beim Sterben haben wir das Problem – das wollen wir nicht, aus unterschiedlichen Gründen.”
Messner hat ein klares Verhältnis zum diskutierten Extrem-Sport
Extrem-Bergsport sei nicht legitim, nicht verantwortungsvoll. Aber das Kunststück des Abenteurers ist, nicht dabei umzukommen. Würde man alles absichern, dann wäre es kein Abenteuer mehr, sagt Messner, der überzeugt ist, auch viel Glück in seinem Leben gehabt zu haben. “Wer sich allerdings sein ganzes Leben auf sein Glück verlässt, der wird es nicht überleben.” Er selbst hat sich die Fragen, ob seine Lebensweise, die risikoreichen Bergtouren, in Ordnung waren, beantwortet. Über andere urteilen wolle er nicht, “das muss jeder selber wissen.”
Begehrter Vortragender und Lebenscoach
Regelmäßig wird Reinhold Messner als Vortragsredner von Alpinisten, Touristikern aber auch Wirtschaftsführern weltweit angefragt. Ob im kleinen oder großen Kreis, er weiß als Geschichtenerzähler zu begeistern und motiviert nachhaltig mit seinen Vorträgen zu den Themen Risiko, Motivation, Leadership, und Riskmanagement.
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