Österreichs Topfavorit beim Eurovision Song Contest von Basel hat es geschafft: Der Countertenor JJ hat am Donnerstagabend beim 2. Halbfinale des Megaevents mit seiner Popera-Hymne “Wasted Love” sein Ticket für das große Finale am Samstag gelöst. Damit war Österreich eines von insgesamt zehn Ländern, das sich im 16-köpfigen Feld durchsetzen konnte und nun in der Endrunde um den Sieg beim 69. ESC kämpft.

Jetzt ist alles möglich

Dabei wird JJ, der mit Startplatz 6 ins Rennen ging, schon seit langem als einer der Topfavoriten auf die ESC-Krone gesehen. So reihen die Wettbüros den staatsoper-erfahrenen Künstler auf Platz 2 – hinter Schwedens Spaßtruppe KAJ mit ihrer Saunanummer “Bara Bada Bastu”, die im Vorfeld vor allem die humoraffine ESC-Fanbase begeisterte. Da im Finale aber nicht nur die Fanblase abstimmt, scheint am Samstag alles möglich – auch und nicht zuletzt für Österreich, das mit monumentaler Monochromie begeistert.

Dabei zeichnet sich in Basel ab, dass der ESC-Tross nach dem Eklatcontest von Malmö im Vorjahr mit Großdemonstrationen und Störaktionen in der Halle gegen den israelischen Beitrag wieder eher auf Party umschwenkt. Dennoch kam es am Abend auch bei der Performance der heurigen israelischen Kandidatin Yuval Raphael – einer Überlebenden des Hamas-Massakers vom Oktober 2023 – mit “New Day Will Rise” wieder zu Störversuchen mit Trillerpfeifen und Palästinafahnen. Dessen ungeachtet qualifizierte sich die Sängerin für das Finale.

Sex vor Politik

Neben diesen politischen Aspekten dominierte vor allem ein Thema das 2. Halbfinale: Sex. Das galt bereits für die Eröffnungsnummer, Australiens Kandidat Go-Jo, der sich so lasziv als “Milkshake Man” präsentierte, dass sich die Frage stellt, von welcher Milch hier die Rede ist. Eine Antwort gibt es darauf allerdings nicht mehr, musste sich Australien doch überraschend aus dem Bewerb verabschieden.

Dafür gab es ein Finalticket für Maltas Kandidatin Miriana Conte. Die hätte eigentlich mit dem Songtitel “Kant” ins Rennen gehen wollen – ein Wort, das auf Maltesisch “Gesang” bedeutet, Deutschsprachige an den Philosophen denken lässt, Englisch Sprechende jedoch an das unzweideutige “Cunt” gemahnt. Die European Broadcasting Union protestierte, und so sicherte sich Conte nun unter dem Titel “Serving” ihr Finalticket – mit einer ungeachtet dessen erotischen Performance.

Die finnische Erika Vikman setzte den SchlusspunktAPA/Fabrice COFFRINI

In den lasziven Schatten wurde Conte dabei allerdings von ihrer finnischen Kollegin Erika Vikman (was auf Finnisch keine anrüchige Bedeutung hat) gestellt, die den deutschen Titel “Ich komme” für ihre perfekt konstruierte, härtere Elektronummer über weibliche Lust gewählt hat. Im Lied geht es genau um das, was auf der Packung steht – wofür es ein klares Finalticket und eine Co-Favoritenrolle gab. Eine im wahrsten Sinn des Wortes geile Nummer, bei der man die Kinder beim Familienabend wohl eher kurz aus dem Zimmer schicken sollte, und die sich langsam zu einem Geheimfavoriten mausert.