Signa-Pleite: René Benko verwandelt das Andenken an die "schönste Frau der Welt" in eine Ruine
Lange schien es fast, als hätte die Stadt Wien eine ihrer größten Töchter vergessen. Wenig erinnert an Hedy Lamarr, an die Schauspielerin, ohne die es vielleicht weder WLAN noch GPS geben würde. Ein großes Kaufhaus sollte nun ihren Namen tragen, ein Museum dort an sie erinnern. Die Signa-Pleite machte aus der geplanten Erinnerung eine Ruine.
14 lange Jahre musste ihr Sohn darum kämpfen, bis seine Mutter ein Ehrengrab am Zentralfriedhof erhielt – aber dazu später. In Meidling ist ein Weg nach ihr benannt. Sonst gibt es kaum Hinweise, dass die einst „schönste Frau der Welt“, Hollywood-Diva und Erfinderin Hedy Lamarr, aus Wien stammte. Das sollte sich ändern. Auf der Mariahilferstrasse, der wichtigsten Einkaufsstraße der Stadt, wollte René Benko mit seiner Signa einen Shopping-Tempel errichten, der ihren Namen tragen sollte. Für das „Lamarr“ stellte Tochter Denise Loder-DeLuca Teile des persönlichen Nachlasses ihrer Mutter Hedwig Eva Maria Kiesler, wie Hedy mit bürgerlichem Namen hieß, zur Verfügung. Schließlich sollte das Kaufhaus ein kleines Museum beinhalten. Die wertvollen Erinnerungsstücke sind jetzt Konkursmasse. Das Andenken an Hedy Lamarr eine Ruine.
Kaufhaus sollte an ihrem 110. Geburtstag eröffnet werden
In der besten Tradition der jüdischen Kaufhäuser des späten 19. Jahrhunderts sollten das Leben und das vielfältige Wirken von Hedy Lamarr dort zur Schau gestellt werden. Eröffnet werden sollte das Kaufhaus genau zu ihrem 110. Geburtstag, im November 2024. Hedy Lamarr sollte dort auch der öffentlich zugängliche Park auf dem Dach gewidmet werden, eine Skulptur war in Planung. Erinnert werden sollte an die Frau, die in Döbling aufwuchs, und Ende der 1920er-Jahre von Max Reinhardt für die Bühne entdeckt wurde. Die an der Seite von Hans Moser und Heinz Rühmann spielte und 1931 ihre erste größere Rolle in dem Film „Man braucht kein Geld“ bekam. Erinnert werden sollte freilich auch an den großen Durchbruch 1933: Damals 18 Jahre alt, spielte sie die erste Nacktszene der Filmgeschichte. „Ektase“ wurde zum Jahrhundertskandal, Lamarr zum Weltstar. Doch bei der Leinwand-Karriere sollte es nicht bleiben. Inmitten des Zweiten Weltkriegs konzipierte sie das Frequenzsprungverfahren zur Torpedosteuerung, das noch heute als technische Basis für Mobilfunk, Bluetooth und WLAN dient.
Von der Asche im Plastiksackerl zur Ruine auf der Mahü: Das unglückliche Andenken an eine ganz große Wienerin
Die Erinnerung an Hedy Lamarr bleibt nach der Signa-Insolvenz weiterhin unglücklich. Eines Weltstars unwürdig war damals auch die bereits eingangs kurz erwähnte Posse um ihr Ehrengrab. Ein solches hatte sich ihr Sohn immer erträumt, und hätte er auch bekommen, doch die damit verbundenen Kosten von zirka 10.000 Euro für die Errichtung eines Grabsteins konnte der damals schwer krebskranke und mittlerweile verstorbene Telefonhändler aus Los Angeles nicht aufbringen. Und so musste er Teile der Asche acht Jahre lang in Wien zwischenlagern. Zuerst in einem Plastiksackerl in der Wiener Produktionsfirma Mischief, danach “bei einem guten Freund in Wien”, wie das Magazin “profil” damals berichtete. Nach jahrelangem Kampf hatte sich die Gemeinde Wien schließlich bereit erklärt, die anfallenden Kosten zur Gänze zu übernehmen.
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