Zu viel Bordeaux: Aus französischen Edelweinen wird jetzt Desinfektionsmittel
In Frankreich fließt der Wein in Strömen. Das Land ertrinkt zurzeit förmlich im Rotwein. Und weil es viel zu viel Rebensaft gibt, werden überschüssige Mengen jetzt aus dem Verkehr gezogen – und unter anderem zu Desinfektionsmittel verarbeitet!
Worum es genau geht: Aus Rotwein wird Alkohol destilliert. Dieser kann dann zur Herstellung von Parfüm, Bioethanol – oder Desinfektionsmittel genutzt werden. Dafür hat die französische Regierung eigens ein Destillationsprogramm gestartet. Heuer sollen 160 Millionen Euro an Zuschüssen vom Staat und der Europäischen Union bereitgestellt werden, teilte das Agrarministerium in Paris mit.
Besonders betroffen: Rotwein aus der Region Bordeaux. Dort klagen Winzer schon länger über eine strukturelle Überproduktion, es gebe einfach zu viel Weinanbau in dem Gebiet.
Das Agrarministerium kündigte Hilfe für die Region an. Betroffen sind in geringerem Maße auch die Anbaugebiete Languedoc und das Rhônetal. Langfristig müsse Frankreichs Weinsektor sich auf die nötigen Anpassungen an den Klimawandel und an die sich wandelnde Nachfrage im Inland und bei Exportkunden einstellen, teilte das Agrarministerium mit. Die Regierung werde beim Erstellen einer Strategie helfen.
Drei Millionen Hektoliter Überschuss – 150 Quadratkilometer Weinberge sollen gerodet werden
Laut Plan sollen innerhalb von drei Jahren 150 Quadratkilometer Weinberge gerodet werden. Das Weinbaugebiet Bordeaux umfasst insgesamt etwa 1150 Quadratkilometer. Fachleute beziffern den Überschuss an Rotwein in diesem Jahr auf etwa drei Millionen Hektoliter. Zur besseren Einordnung: Ein Hektoliter entspricht etwa 200 0,5-Liter-Bierflaschen.
Mit dem Destillationsprogramm sollen 2,5 Millionen Hektoliter vor allem an Rotweinen aller Qualitätsarten vom Markt genommen werden, berichtete die Zeitung „Les Echos“ am Dienstag.
Als Gründe für die Absatzprobleme führten die Winzer einen rückläufigen Rotweinkonsum der Franzosen an. Auch die Inflation wird als Grund genannt, 2022 sei der Verkauf über Supermärkte um 15 Prozent zurückgegangen. Und: der Export nach China sei wegen der Coronakrise eingebrochen.
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