Die wichtigsten Notenbanken setzen seit Jahren auf eine lockere Geldpolitik. Dies hat nach Meinung von Prof. Dr. Christian Kreiß dazu geführt, dass die Bewertung von Vermögen stärker gestiegen ist als die der realen Wirtschaftsleistung. Viele türkische Betriebe haben Kredite in Dollar oder Euro aufgenommen. Je tiefer die Lira fällt, desto größer werden die Schulden, die die türkischen Firmen bedienen müssen.

Schulden über 500 Milliarden Dollar

Laut Christian Kreiß, Professor an der Hochschule Aalen für Finanzierung und Volkswirtschaftslehre, hat die Türkei derzeit Fremdwährungs-Schulden in Höhe von 576 Milliarden Dollar. Die Hälfte davon entfällt auf türkische Unternehmen. Ihre Verbindlichkeiten liegen bei 240 Milliarden Dollar. Dies entspricht fast 34 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht.

Die türkische Lira ist seit Jahresbeginn um mehr als 40 Prozent abgesackt. Ein Dollar kostet inzwischen rund 13 Lira. So viel wie noch nie zuvor. Im September lag der Kurs noch bei acht Lira. In der Praxis heißt dies für die türkischen Unternehmen ist es zuletzt deutlich teurer geworden, ihre Schulden zu bedienen.

Betriebe können Kredite schwer zurückbezahlen

“Die Währungsschwäche lässt die Fremdwährungs-Verbindlichkeiten in Lira in die Höhe klettern. Die Lira-Abwertung dürfte es vielen Unternehmen erschweren, ihre aufgenommenen Kredite zurückzuzahlen”, warnt der Professor.

Manche Firmen könnten in Liquiditätsprobleme geraten und womöglich in die Pleite rutschen. Die Folge wären Kreditausfälle. Das wiederum würde dann die Banken treffen.

Gefahr für Europas Banken

Branchen-Insider befürchten, dass die Währungskrise in der Türkei die Bankenwelt in Europa infizieren könnte. Europäische Banken sind in der Türkei stark vertreten. Laut Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hatten Banken 2018 weltweit 224 Milliarden Dollar der Türkei geborgt.

Erdogan ist der schlechteste Notenbanker der Welt

Laut der “Tagesschau” müssen türkische Unternehmen und die Regierung in den nächsten zwei Monaten 15 Milliarden Euro an Auslandsschulden zurückzahlen. Über die Hälfte der Summe, nämlich acht Milliarden Dollar, sind bereits im Dezember fällig.

Zinserhöhungen könnten den Lira-Verfall stoppen, sind Ökonomen und Investoren überzeugt. Sie kritisieren seit langem die Zinssenkungen der türkischen Notenbank, die auf Druck von Präsident Erdogan zustande kamen.

Der Markt habe erkannt, dass Erdogan alle geldpolitischen Entscheidungen fällt. Es spiele keine Rolle, wie die staatliche Notenbank agiert, solange der Präsident bei der Geldpolitik ständig mitbestimme. Für Fondsmanager steht schon lange fest: “Erdogan ist der schlechteste Notenbanker der Welt.”