Die Besetzung der Lobau wurde im Laufe des Dienstags zwar – nicht ganz konfliktfrei – beendet, doch das Thema selbst ist alles andere als gegessen. Nachdem das Protestcamp der Umweltschützer auf der geplanten Baustelle der Stadtstraße in Wien-Donaustadt komplett geräumt wurde, verlagerte sich der Blick von der Donaustadt in den Abendstunden in die Innenstadt – genauer gesagt in die Löwelstraße, wo die SPÖ-Parteizentrale ihren Sitz hat.

Einige hundert Menschen haben sich schon beim Auftakt einer Protestkundgebung am frühen Dienstagabend vor der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße eingefunden. Der eXXpress war live mit einem TV-Team vor Ort, die Reporter berichten von mindestens 300 Menschen, die gegen die rote Lobautunnel-Politik protestieren. Vor allem Wiens Bürgermeister Michael Ludwig steht im Visier der Aktivisten, nachdem er sich vermehrt für die Weiterführung des Baus ausgesprochen hatte und das Projekt vorantreibt. Erst am Dienstagnachmittag äußerte sich der rote Wiener Stadtchef mit einem langen Twitter-Plädoyer zu den Protesten und dem umstrittenen Projekt (der eXXpress berichtete).

Auf die Hausmauer der SPÖ-Zentrale wurde eine Lichterfigur projiziert, die einen lachenden Michael Ludwig zeigt, dem ein gefällter Baum zu Füßen liegt. Die Projektion scheint von “Global 2000” erstellt worden zu sein, das Logo der Organisation scheint rechts neben der Bürgermeister-Karikatur auf. Aber nicht nur “Global 2000”, auch andere Umweltschutzorganisationen und NGOs unterstützen die Aktivisten: unter den Protestierenden waren Vertreter von Greenpeace oder “Fridays for Future” zu finden, auch die Grünen stärkten den Lobau-Demonstranten den Rücken.

Die hunderten Aktivisten formierten sich mit Plakaten, Bannern und Trommlern, auch Ansprachen wurden gehalten – unter anderem von “Fridays for Future”-Sprecherin Lena Schilling. Sie übte in ihrer Rede harte Kritik an Ludwig und forderte den Rücktritt von Ulli Sima. Der Wiener Bürgermeister habe nach der Verweigerung von Gesprächen über klima- und sozial gerechte Mobilitätslösungen in der Donaustadt den Eskalationskurs weiter vorangetrieben, so Schillings Vorwurf.

48 Aktivisten festgenommen

In den Abendstunden gab Polizeisprecher Markus Dittrich ein Update zur Räumung der Lobau: War zuerst noch von 12 Festnahmen die Rede, hat sich die Zahl der Aktivisten in Gewahrsam am Tagesende vervierfacht: Im Laufe des stundenlangen Einsatzes seien insgesamt 48 Personen vorläufig festgenommen worden, der Großteil nach dem Verwaltungsstrafgesetz. Fünf Festnahmen erfolgten wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, berichtete Dittrich.