Ein Ende mit Schrecken gab es für die Lobau-Protestanten am Dienstag: Nachdem die Räumung des Protestcamps in der Lobau um die Mittagszeit nach ruhigen Anfängen eskaliert war und ganze 12 Aktivisten von der Polizei festgenommen wurden (der eXXpress berichtete), war das Protestcanp dann schnell völlig leer: “Das Protestcamp im Bereich der Hausfeldstraße konnte vollständig geräumt werden, mittlerweile wurden auch die letzten zwei Aktivisten unverletzt aus dem Camp gebracht”, gab die Polizei am frühen Nachmittag via Twitter bekannt.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) meldete sich ebenso via Social Media und erklärte in einem zehn Nachrichten langen Twitter-Thread, warum die Räumung notwendig war und wofür der Bau des Lobautunnels wichtig ist – und “Das ist eine Politik der großen Schritte, die ein lebenswertes Wien sichert und für eine nachhaltige Entwicklung Sorge trägt”, schrieb Ludwig auf Twitter.

Zudem meinte Michael Ludwig, dass der Räumung durch die Polizei mehrere Gesprächsangebote der Stadt Wien vorausgingen – erfolglos.

Zwölf Festnahmen

In der Früh, als die Polizei anrückte, um mit der Räumung zu beginnen, waren zwölf Aktivisten im Camp bei der Hausfeldstraße anwesend, sie kamen der Aufforderung, das Gelände freiwillig zu verlassen, nicht nach. Der Bereich wurde großräumig abgesperrt, außerdem waren zunächst sämtliche Öffentliche Verkehrsmittel rund um die Baustelle unterbrochen (eXXpress berichtete).

Umweltschützer kamen Aufruf über die sozialen Medien nach

Den Unterstützern wurde die Anreise dadurch zwar deutlich erschwert – was sie aber nicht davon abhielt, dem Aufruf zahlreicher NGOs über diverse (Social Media-)Kanäle zu folgen, zum Ort des Geschehens zu kommen, wie ein APA-Lokalaugenschein zeigte.

Zwei junge Männer und eine junge Frauen erzählten etwa, dass sie gerade in der Arbeit bzw. in der Schule gewesen seien, als sie in ihren Social-Media-Gruppen vom Polizeieinsatz erfahren hätten. Sie hätten sich sofort zusammengepackt, in ein Auto gesetzt und seien Richtung Camp aufgebrochen. Den letzten Kilometer seien sie zu Fuß gegangen.

Zwei andere Sympathisanten hatten sich vis-à-vis, auf der anderen Straßenseite auf ein Baufahrzeug gesetzt, weitere saßen in Bäumen, um deren mögliche Rodung zu verhindern. Manche hielten Transparente mit Slogans wie “One struggle, one fight” oder “Lobau bleibt”, andere skandierten: “Wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.”

Erste Aufräumarbeiten während Polizeieinsatz

Während des Polizeieinsatzes erfolgten bereits die ersten Aufräumarbeiten im Protestcamp. Bagger rissen etwa ein Nebengebäude der Pyramide ab, ein Camping-Anhänger wurde abtransportiert. Nach der Räumung wurde auch die Pyramide demoliert.

Parallel zur Räumung wurden am Dienstag auch erste Bäume entlang der Stadtstraßen-Trasse gefällt. Es müssen insgesamt 380 weichen, wie der Leiter der Straßenbauabteilung MA 28, Thomas Keller, im APA-Gespräch sagte. Diese müssten gemäß UVP-Bescheid gerodet werden, hieß es. Es sei jedoch geplant, eine Ersatzpflanzung von insgesamt 1.000 Bäumen vorzunehmen – unter anderem in den neuen Stadtteilen, die dort errichtet würden. Umweltaktivisten demonstrierten auch gegen diese Maßnahme, etwa in einem Areal in der Nähe des Protestcamps bei der Hausfeldstraße.