Er hoffe, dass “die Flamme der Humanität in der EU noch nicht ganz erloschen ist”, sagte Jean Asselborbn nun in einem Interview mit der “Welt”. Und der luxemburgische Außenminister griff dabei erneut Österreich an: Gegen “Herrn Kurz” müsse Widerstand geleistet werden, der österreichische Kanzler befinde sich “im Einklang mit Herrn Jansa aus Slowenien, die sich beide klar und definitiv im Einklang mit Orbán, Salvini und Le Pen”.

Asselborn hat ja bereits mehrmals die Haltung der österreichischen regierungskoalition kritisiert, nun keine Flüchtlinge mehr aus Afghanistan aufnehmen zu wollen. Die Faktenlage könnte aber die Stimmung begünstigen, dass jetzt eher Luxemburg als Österreich vermehrt Migranten aus Afghanistan einquartieren, verpflegen und bezahlen soll: Während Österreich bereits mit 44.000 Personen die zweitgrößte afghanische Community in Europa versorgt, hat Luxemburg im Jahr 202 lediglich 41 Afghanen aufgenommen.

"Wenn du geschwiegen hättest . . ."

Noch während des aktuellen Innenminister-Treffens in Brüssel konterte Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg auf die Aussagen Asselborns: “Für Außenminister Schallenberg betreibt Asselborn “billigen Populismus”. Die Kritik an Kurz sei “schlicht absurd”, so Schallenberg. Schließlich beherberge Österreich weltweit gesehen pro Kopf die viertgrößte afghanische Gemeinschaft und die zweitgrößte innerhalb der EU. “Es wäre zu begrüßen, würde Asselborn einen ähnlichen Grad an Solidarität und Mitmenschlichkeit zeigen. Dafür müsste Luxemburg nämlich sechs Mal so viele Afghanen aufnehmen, wie derzeit dort leben. Dann wäre er vielleicht in einer Position, Ratschläge zu erteilen”, so Schallenberg in einer Stellungnahme an die APA.

Und Luxemburg sei herzlich eingeladen, es Österreich gleichzutun. “Bis dahin gilt ‘si tacuisses, philosophus mansisses’ (Wenn du geschwiegen hättest, wärst du Philosoph geblieben, Anm.)”, so der Außenminister. “Die tragische Situation in Afghanistan für billigen Populismus zu missbrauchen und die Fehler aus 2015 und 2016 blind zu wiederholen, macht einen noch lange nicht zum guten Europäer”, kritisierte Schallenberg.