Tag 11 nach einem der schrecklichsten Mordfälle in der jüngeren Wiener Kriminalgeschichte: Wie vom eXXpress mehrfach berichtet, richteten bis zu zehn Bandenmitglieder – mutmaßlich aus dem Drogenmilieu – vor der U6-Station Jägerstraße in Wien-Brigittenau einen Algerier (31) hin.

Sie verprügelten ihn und trennten ihm dann mit zwei Macheten Hände und Füße ab. Das Opfer starb aufgrund seines hohen Blutverlustes wenig später in einem Spital.

Bis heute informiert die Polizei die besorgte Bevölkerung nicht über den Stand ihrer Ermittlungen. Obwohl bis auf einen verdächtigen Algerier (24), der auf seiner Flucht in den Donaukanal gesprungen war und festgenommen wurde, alle anderen Täter frei herumlaufen, halten es Staatsanwaltschaft und Polizei nicht für erforderlich, mit Fahndungsbildern der Macheten-Mörder an die Öffentlichkeit zu gehen.

Jeder Winkel der Station wird videoüberwacht

Warum nicht, gibt es keine? Das dürfte fast unmöglich sein. eXXpress-Reporter haben sich den Tatort noch einmal genau angesehen. Im Inneren der Station, wo die tödliche Auseinandersetzung ihren Anfang genommen hatte, und im Außenbereich hängen 18 Videokameras. Jeder einzelne Winkel der Station wird fotografisch überwacht, praktisch jede Bewegung festgehalten. Es ist auszuschließen, dass ein tödlicher Streit mit zehn Beteiligten nicht aufgenommen wurde.

Hat die Polizei die Täter längst ausgeforscht, hält sie diesbezügliche Informationen aus ermittlungstaktischen Gründen zurück? Denkbar, aber für die beunruhigte Bevölkerung nicht nachvollziehbar. Zumindest ein Zwischenstand der Ermittlungen wäre hilfreich.

Davon abgesehen: Die Polizei ist eine Behörde, sie hat der Öffentlichkeit gegenüber nicht nur ein Informationsrecht, sondern auch eine Informationspflicht.

Eine von 18 Kameras in der U6-Station Jägerstraße.

Sind die Macheten-Mörder längst in einem anderen Land?

Inzwischen sorgt der grausame Fall auch europaweit für Schlagzeilen. Auch im Ausland wundern sich Medien über die nicht vorhandene öffentliche Fahndung nach den Macheten-Barbaren durch die Wiener Polizei. Doch die ist hierfür bekannt. Im Gegensatz zu allen anderen Landespolizeidirektionen in Österreich wird dieses oft erfolgreiche Mittel zur Aufklärung von Verbrechen in der Bundeshauptstadt – wenn überhaupt – nur mit erheblich zeitlicher Verzögerung angewandt. In der Regel machen sich hierfür Polizei und Staatsanwaltschaft gegenseitig verantwortlich.

Die Macheten-Mörder, die vermutlich ein abtrünniges Clan-Mitglied “bestrafen” wollten, könnten sich nun längst abgesetzt haben.

Eingang "Jägerstraße", rechts die erste Videokamera.
Die U-Bahn-Station im 20. Wiener Gemeindebezirk Brigittenau.