Nach dem hitzigen TV-Duell am Mittwoch zeigen die aktuellsten Umfrage-Daten einen soliden Zwölf-Prozent-Vorsprung vor der Politikerin des rechten Rassemblement National (RN). Doch Le Pen zeigt sich zuversichtlich. „Ich habe alle Chancen die Wahl zu gewinnen“, sagte die Herausforderin am Rande einer Wahlveranstaltung am Mittwoch. Doch das könnte sich als Zweckoptimismus erweisen. Es bleibt abzuwarten, wie sehr Le Pen die engen Verbindungen zu Kreml-Herrscher Wladimir Putin am Wahltag zum Verhängnis werden.

Macron wirft Le Pen Kreml-Abhängigkeit vor

Im ersten Wahlgang waren die Verbindungen zu Putin dem ursprünglich von vielen Anhängern des rechten Lagers bevorzugten Eric Zemmour (63) angelastet worden, der danach lediglich bei sieben Prozent landete. Das Thema nutzte Macron geschickt in der TV-Debatte, um Le Pen anzugreifen. „Sie hängen vom Kreml-Herrscher ab“, donnerte der Staatspräsident seiner verdutzt wirkenden Kontrahentin um die Ohren. Hintergrund: Kürzlich wurde bekannt, dass die rechte Politikerin 2015 einen Millionenkredit von einer russisch-tschechischen Bank aufgenommen hat.

Das TV-Duell war hitzig, aber nicht so angriffig wie vor fünf Jahren, als sich die beiden schon einmal gegenüber standen.

Heftige Debatte über Ukraine-Politik

Le Pen hatte zuvor noch versucht, sich als Verteidigerin der Ukraine zu präsentieren, was den Zusehern des TV-Duells als nicht glaubwürdig erschienen war, wie Umfragen danach zeigten. „Wir sollten nicht Harakiri begehen, um Russland zu bestrafen“, versuchte Le Pen den verbalen Spagat zwischen der Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen und Putins brutalem Krieg in der Ukraine. Immerhin konnte sich Le Pen dazu durchringen, dass sie die Sanktionen der EU gegenüber Russland unterstütze.

Mélenchon-Wähler Zünglein an der Waage

Der liberale Staatspräsident Macron (44) ist seit Jahren mit Sozialprotesten aufgrund seiner Politik konfrontiert. Regelmäßig legten die „Gilets Jaunes“ (Gelbwesten) Paris lahm. Die Bewegung hatte zunächst das Ziel, gegen die Erhöhung der Kraftstoffpreise zu protestieren. In der Zwischenzeit fordern sie eine höhere Kaufkraft für die Mittel- und Arbeiterklasse und den Rücktritt Macrons. Offizielle Vertreter der Gelbwesten haben eine Wahlempfehlung für Le Pen abgegeben.

Macron geht als Favorit in die Wahl

Es bleibt abzuwarten, ob Le Pen davon wirklich profitieren und den Rückstand aufholen kann. Die Wahl am Sonntag wird es zeigen. Die Wahllokale sind von 8.00 bis 19.00 Uhr geöffnet, in Großstädten bis 20.00 Uhr. Erste Hochrechnungen werden um 20.00 Uhr veröffentlicht.

Macron versus Le Pen: Wer gewinnt die französische Präsidentschaftswahl?