Für drei Tage ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in die Volksrepublik China gereist. Seine große Hoffnung: Amtskollege Xi Jinping wird Russland verurteilen und mehr Druck auf Präsident Wladimir Putin ausüben, den Ukraine-Krieg zu beenden. Das ist Macron aber offensichtlich nicht gelungen. Das wurde am zweiten Tag seiner Reise deutlich. Hier unterlief Macron überdies ein diplomatischer Fauxpas im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz – und das kam in Peking gar nicht gut an.

Xi Jinping ändert seine Haltung nicht

Xi Jinping blieb bei seiner Haltung: “Alle Seiten” hätten “vernünftige Sicherheitsbedenken”. Macron hatte mehr erhofft, nämlich dass Xi nun Druck auf Wladimir Putin ausüben würde, den Krieg zu beenden. Doch dafür gab es keine Anzeichen. China Staatschef erklärte nur: Die Friedensgespräche sollten so bald wie möglich wieder aufgenommen werden, “wobei die berechtigten Sicherheitsbedenken aller Seiten unter Bezugnahme auf die UN-Charta berücksichtigt werden sollten”. Auch die Drohung des Kremls, Atomraketen in Weißrussland aufzustellen, wollte Xi nicht kritisieren, wie Macron gehofft hatte.

Die gemeinsame Pressekonferenz hätte besser laufen können. APA/AFP/LUDOVIC MARIN

Macron verärgert Xi bei gemeinsamer Pressekonferenz

Unglücklich verlief eine gemeinsame Pressekonferenz, wie “Politico” berichtet. Die gegensätzlichen Stile der beiden Staatsoberhäupter wurden sofort deutlich. Xi las seine sorgfältig geschriebenen Bemerkungen vor, bevor er Macron das Wort überließ. Der französische Staatschef sprach dann etwa doppelt so lange wie sein Gastgeber – ein protokollarischer Fauxpas, der Mitgliedern von Xis Gefolge natürlich auffiel.

Xi selbst sah zeitweise ungeduldig und verärgert aus, als Macron weiter sprach. Der chinesische Staatschef stieß mehrere tiefe Seufzer aus und schien sich unwohl zu fühlen, als Macron ihn direkt ansprach, während er offenbar aus dem Stegreif über den Ukraine-Krieg und die gemeinsame Verantwortung für die Erhaltung des Friedens sprach.

Xi Jinping hat seinen Stil. APA/AFP/LUDOVIC MARIN
Macron hat einen anderen Stil. In Peking kam der vorerst nicht so gut an. APA/AFP/LUDOVIC MARIN

Macron: "Man muss auch über den von Russland geführten Krieg sprechen"

Macron appellierte auch an Xi, die russische Aggression gegen die Ukraine ausdrücklich zu verurteilen. “Wenn man über Frieden und Stabilität spricht, muss man auch über den von Russland geführten Krieg gegen die Ukraine sprechen. Sie haben einige wichtige Bemerkungen gemacht”, sagte der französische Staatschef. “Dies ist ein Krieg, der uns alle angeht, weil ein Mitglied des Sicherheitsrates beschlossen hat, die UN-Charta zu verletzen. Das können wir nicht akzeptieren.”

Xi und Macron werden am Freitag in die chinesische Stadt Guangzhou reisen, wo sie weitere Gespräche und ein privates Abendessen führen werden.