Bei neun der zehn Night-Sessions im Fernsehen sah man im Rahmen der French Open im Fernsehen Männer-Tennis. Das Frauen-Tennis kommt beim Turnier in Paris zu kurz. Verantwortlich dafür ist die Direktorin der French Open, Amelie Mauresmo, einst die Nummer eins der Welt bei den Damen. Es ist ihr erstes Jahr in dieser Funktion. Doch sie sorgte gleich mit unglücklichen Aussagen für Verwunderung: “Das derzeitige Frauen-Tennis ist nicht so interessant,” meinte Mauresmo.

Die French Open werden seit 1891 gespielt. Allerdings hatte das Turnier bis zum letzten Jahr noch keine Beleuchtung auf den Courts. Die Spiele mussten daher um 21.30 Uhr unterbrochen werden. Heute erhebt sich ein einfahrbares Dach über dem Chatrier-Stadion, und starke Lampen leuchten so, dass man ruhig bis Mitternacht spielen kann. Die Zeiten haben sich geändert, man hat einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Das gilt allerdings nicht für die Frauen. “Ich habe fast jeden Tag versucht, ein Spiel bei den Frauen zu finden, das wir am Abend hätten ansetzen können. Aber es ist schwierig,” meinte die ehemalige Nummer eins.

Doch Mauresmo fuhr in ihrer Begründung fort: “Ich habe als ehemalige Spielerin nicht das Gefühl, dass es schlecht oder unfair ist, wenn man zugibt, dass in der heutigen Zeit die Spiele der Männer interessanter sind.” Das einzige Spiel, dass am Abend zur Prime Time gespielt wurde war jenes zwischen der französischen Nummer zwei Alize Cornet und der ehemaligen Siegerin von Roland Garros Jelena Ostapenko.

WTA und Swiatek äußerten sich

Die Reaktionen auf die Aussagen ließen nicht lange auf sich warten. Die derzeitige Nummer eins Iga Swiatek hat sich dazu geäußert: “So etwas zu hören ist überraschend und traurig. Swiatek hat die letzten 30 Spiele allesamt gewonnen. Die Polin hat eine Siegesserie, wie sie das Damen-Tennis schon seit 14 Jahren nicht mehr erlebt hat. “Es ist jedem überlassen, ob ihm das Tennis der Herren besser gefällt oder jenes der Damen. Einige meinen, das Damen-Tennis sei unberechenbar und das die Spielerinnen keine konstanten Leistungen über das gesamte Spiel bringen,” meinte Swiatek. “Aber genau das könnte vielleicht für den Zuseher interessant sein,” fügte die polnische Tennisspielerin (21) hinzu. Swiatek wünscht sich, dass ihr Tennis interessant für das Publikum ist, denn: “Ich vergesse nicht, dass ich für die Leute spiele.”

Die WTA (Women’s Tennis Association) hat zu dieser Causa ebenfalls eine klare Meinung: “Die derzeitige Generation und das Talent, das wir derzeit erleben ist unglaublich. Unsere Fans wollen spannendes und aufregendes Damen-Tennis auf den größten Courts in der Prime Time sehen. Es gibt eindeutig Raum für Verbesserungen, und wenn wir Wert für unser gemeinsames Produkt schaffen wollen, ist ein ausgewogenes Tagesprogramm ein entscheidender Bestandteil davon“, sagte der Frauentennisverband.

Der Fall ist für dieses Jahr jedenfalls abgeschlossen. Doch wie wird es 2023 aussehen. Mauresmo gab zu, dass man sich Gedanken über ein neues Konzept machen würde.