Er wollte mit dem Video nur ein “politisches Sittenblid” zeichnen, erklärte Julian Hessenthaler Anfang April dieses Jahres im Ibiza-Untersuchungsausschuss (eXXpress berichtete). Krimineller sei er freilich keiner, betonte er immer wieder. Monatelange Recherchen der Plattform “EU-Infothek” und Telefonabhörprotokolle des Bundeskriminalamts weisen jedoch nicht zuletzt auf die Zusammenhänge zwischen seiner Person und dem Mafia-Mord in Wien hin.

Die Telefonprotokolle sollen zeigen, dass der serbisch-stämmige “Ibiza-Detektiv” ein Mitglied der sogenannten Mafia-Clique Grobari / Partisani sei und mit dem Opfer “Vlado” sehr gut bekannt war. Der “Helfer“ des Julian Hessenthaler soll auch Geldbote (wahrscheinlich für Erlöse aus dem Rauschgifthandel) gewesen sein. Auf EU-Infothek.com werden Beispiele von Geldtransfers aus Österreich nach Deutschland aufgeführt, die auf “Geldwäsche” des Drogen-Kartells schließen lassen. Für Hessenthaler, der derzeit als Verdächtiger für zahlreiche Drogendelikte in Untersuchungshaft sitzt, gilt die Unschuldsvermutung.

Wird "Ibiza-Detektiv" zum Problem für seine Unterstützer?

Ein Ergebnis der Recherche hat es in sich: Kurz nach dem Mord vor dem Restaurant Figlmüller übernachtete ein “Rache-Team“ aus Serbien in der feudalen Dachgeschoss-Wohnung in der Wiener Kratochwjlestraße, direkt neben dem UNO-Gebäude, welche die Firma Konsic Gmbh des Julian Hessenthaler angemietet hatte und diesem als persönliches Wiener Quartier diente.

Diese illustre Männergruppe, bestehend aus serbischen Profis, dem Ibiza-Drahtzieher und seinem Helfer, soll sich damals als „Männerrunde“ die Zeit mitunter in einer Wiener Disco vertrieben haben. Wie der “Kurier” berichtete, wurde eine große Kokain-Lieferung verraten, dann von den Behörden beschlagnahmt und deshalb sei der vermeintliche Informant zu Mittag in der Wiener Innenstadt auf offener Straße erschossen worden.

Jetzt wurde der mutmaßliche Todesschütze vom Attentat beim Schnitzlwirt Figlmüller im Rahmen der jüngsten Großaktion der Europol verhaftet. Wenn dieser Tatverdächtige bei den Vernehmungen durch die Kripo plaudert, hat der als “Ibiza-Detektiv” bezeichnete Sicherheits-Manager noch größere Probleme als bisher. Und auch seine heimlichen und bekennenden Unterstützer in der Politik und bei gewissen Medien . . .

Mitten in der Vorweihnachtszeit des Jahres 2018 schockierte der Mafia-Mord vor dem Wiener Lokal Figlmüller. Ein Opfer starb am Tatort, ein weiteres überlebte das Attentat.Foto: APA / Georg Hochmuth

Die freundschaftliche Beherbergung des “Rache-Teams” aus Serbien und Hessenthalers direkte Bekanntschaft mit dem Ermordeten, in Zusammenhang mit Bargeld-Transfers von Österreich nach Deutschland, welche sehr wahrscheinlich aus dem Detailverkauf des Rauschgiftes stammte, ist durch die Telefonprotokolle dargestellt, berichtet die Aufdecker-Plattform.

Geld der Bande floss über Wirecard

Es zeichnet sich jedenfalls immer mehr das Bild einer höchst kriminellen Bande ab. Das “Ibiza-Video” scheint nur eine unzähligen zwielichtigen Aktivitäten rund um “Drahtzieher” Julian Hessenthaler gewesen zu sein. Mittlerweile ging aus Chat-Protokollen hervor, dass diese Aktivitäten über das “Wirecard”-Finanzsystem bezahlt worden sind.

Wie die Fahnder des Bundeskriminalamts ermittelt haben, schrieb der damals noch untergetauchte Julian Hessenthaler diesen SMS-Text an den Wiener Anwalt M.: “Werde mich um alles kümmern und schauen, dass ich am Abend bei V. alle offenen Punkte erledigen kann. Ok. Wäre gut. Mach diese Wirecard mit ihr bitte auch und schick Nummer durch, wenn du hast damit aufladen kann.”