Dass der grüne Wirtschaftsminister vor allem Brüder und Schwestern im Geiste um sich scharte, als er das neue Super-Ressort in der deutschen Regierung übernahm, fiel auf, verwunderte ab kaum. Wie in Österreich auch, vertrauen die Spitzenpolitiker im Nachbarland bei Besetzungen von Spitzenämtern vor allem auf die richtige Gesinnung der Aspiranten. Qualifikation kommt häufig erst an zweiter Stelle.

Bei Habeck aber gehen die grünen Seilschaften noch ein gutes Stück weiter. Dort ist man nicht nur im Geiste verwandt, sondern tatsächlich. So sind zum Beispiel die beiden Staatssekretäre des Ministers miteinander verschwägert. Michael Kellner, der frühere Bundesgeschäftsführer der Grünen, hat die Schwester seines Amtskollegen Patrick Graichen geheiratet. Verena Graichen wiederum ist Wissenschaftlerin beim Öko-Institut. Das ist praktisch, denn dieses berät das Wirtschaftsministerium von Habeck. Verena Graichen berät also auf Steuerzahlerkosten um Millionen ihren Ehemann und ihren Bruder.

Opposition sieht gar "grüne Clan -Strukturen"

Robert Habeck hat diesbezügliche Spitzen des politischen Gegners bislang immer weg gelächelt. Doch langsam scheint es das Ministerium in Sachen familiärer und freundschaftlicher Verflechtungen zu übertreiben. Diesmal geht es um die Neubesetzung des Vorsitzes der Geschäftsführung bei der deutschen Energie-Agentur (Dena). Da hatte man sich bereits Michael Schäfer entschieden. Doch kurz vor der offiziellen Bestellung fiel Habecks Staatssekretär Graichen ein, dass besagter Schäfer sein Trauzeuge war.

Plötzlich macht die Angst vor möglichen Befangenheit die Runde, womöglich platzt die Neubesetzung des Top-Posten noch. Die politische Opposition in Berlin tobt inzwischen: “Das sind mafiöse Tendenzen”, schimpfte der CDU-Abgeordnete Tilman Kuban im Bundestag. Der AfD-Abgeordnete Stephan Brandner ortet sogar “grüne Clan-Strukturen”.

Habecks Wirtschaftsministerium sieht “keine Gefahr von Interessenkonflikten”.