Mit den Horror-Bildern aus Bucha ist eine neue Stufe der Eskalation im Ukraine-Krieg erreicht. Beim Rückzug haben russische Soldaten 280 Zivilisten – darunter Frauen, Jugendliche, Senioren – gefesselt und hingerichtet. Angesichts dieses systematischen Tötens unschuldiger Menschen auf offener Straße sieht sich auch die europäische Politik genötigt zu reagieren.

Bundespräsident Steinmeier: "Bin zutiefst erschüttert"

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat härtere Sanktionen gegen Moskau und weitere Hilfen für das ukrainische Militär angekündigt. Die Bilder der “hemmungslosen Gewalt” aus dem Ort Bucha nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach dem Rückzug der russischen Truppen seien “unerträglich”, schrieb Baerbock am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter. “Die Verantwortlichen für diese Kriegsverbrechen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.”

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warf Russland schwere Kriegsverbrechen vor. “Die von Russland verübten Kriegsverbrechen sind vor den Augen der Welt sichtbar”, erklärte Steinmeier am Sonntag in Berlin. “Die Bilder aus Bucha erschüttern mich, sie erschüttern uns zutiefst.”

Belege für Massenvergewaltigungen – wie schon 2014

Zuvor sorgten bereits die beinahe vollständige Zerstörung Mariupols sowie der Dauerbeschuss anderer ukrainischer Städte für Entsetzen in Europa. Darüber hinaus liegen bereits Berichte über systematische Vergewaltigungen durch die russische Armee an Frauen und Mädchen vor. Beides ist mit Blick auf die jüngste Vergangenheit des russischen Militärs nichts Neues. Kenner von Putins bisherigen Kriegen hatten mit solchen Gräueltaten daher schon gerechnet.

So führten etwa Putins Truppen bereits in Tschetschenien, 2014 in der Ukraine und später mit der Wagner-Gruppe in Zentralafrika systematische Massenvergewaltigungen durch. Grauenhafte Erinnerungen an das Jahr 1945 werden ebenfalls wach. Auch das Niederbomben von Städten durch russische Kampfjets überrascht nicht – siehe die Zerstörung Grosnys in Tschetschenien und Aleppos in Syrien.