Er ist schon jetzt der ultimative Sommer-Blockbuster und lässt die Kassen in den Kinos nach der langen Corona-Durststrecke lauter klingeln, denn je: “Top Gun: Maverick”, Tom Cruises legendäre Fortsetzung des Kultfilms aus dem Jahr 1986. Doch um die Millionen – oder gar Milliarden – die der Kinohit gerade einspielt, könnte schon sehr bald vor Gericht gestritten werden – denn die Erben jenes Mannes, der anno dazumal die Vorlage für den Originalfilm lieferte, stehen bereits mit einer Urheberrechts-Klage vor der Tür der Produzenten: Berichten zufolge sollen die Witwe und der Sohn des verstorbenen Journalisten Ehud Yonay Klage gegen die Macher von Paramount Pictures eingereicht haben. Die deutschen “Bild” sollen die entsprechenden Papiere bereits vorliegen.

Tom Cruise bei der umjubelten Premiere von "Top Gun: Maverick" im Mai 2022Getty

15 Seiten sind die Klagspapiere lang – und darin erheben die Yonays Anspruch auf eine Beteiligung am, wie schon jetzt absehbar ist, mehr als beträchtlichen Gewinn von “Top Gun: Maverick”, der noch im Sommer die Milliarden-Schallmauer durchbrechen könnte.

Die Familie des Journalisten hat auch dessen Rechte an jener Geschichte geerbt, die als Basis für den ersten “Top Gun”-Film aus dem Jahr 1986 diente. Die Story, die drei Jahre vor dem Film – also 1983 – in einer Regionalzeitung erschien, diente damals als Grundlage für die Handlung des Kampfpiloten-Epos, das Kult-Status erreichte. Diese Rechte sehen die Yonays nun, mit der nostalgie-schwangeren Fortsetzung des Filmhits, verletzt.

Ehud Yonay lieferte die Vorlage für den OriginalfilmPrivat

Auch in Yonays Story ging es vorrangig um zwei junge Kampfpiloten: Nur, dass die jungen Helden in einer F14-Tomcat-Maschine nicht “Maverick” (Tom Cruise) und Goose (Anthony Edwards), sondern Yogi und “Possum” hießen. Der Beschreibung ihrer Optik nach kann man sich aber die Zusammenhänge mit dem Cast gut vorstellen: Ryan wird vom Aussehen her als “Typ John Travolta” beschrieben, Possum als  “eher der Typ Ryan O’Neal, aber auch mit Schnurrbart”. Auch die zahlreichen Schilderungen des Trainingsbetriebs im Film bedienen sich der Vorlage aus dem Ursprungs-Artikel Yonays.

Yonays Sohn Shosh und seine Witwe Yuval argumentieren in ihrer Klage, dass die Rechte für die Geschichte, die rechtlich noch im selben Jahr ihres Erscheinens geschützt wurde, nicht korrekt verlängert wurden – und hier wird es heikel: Spätestens am 24. Januar 2020 hätte die Verlängerung passieren müssen. Paramount hatte schon im Jahr 1983 sein Interesse an dem Stoff bekundet, drei Jahre später lief “Top Gun” in den Kinos an. In Punkt 24 der Klage heißt es: “Es ist unbestritten, dass die geschützte Geschichte zur Genese des Mega-Hits beigetragen habe.”

Mit einer Anwalts-Koryphäe an ihrer Seite, der bekannt dafür ist,  sich für die Rechte von Autoren und Ideengebern einzusetzen und sich auch nicht davor zu scheuen, sich auch erfolgreich mit den ganz großen Hollywood-Kalibern wie Marvel anzulegen, wird das Verfahren auch bestimmt interessant. Denn der Argumentation der Yonays zufolge basierten sowohl der Ur-Film als auch die Fortsetzung – die viele Rückblicke beinhaltet und auf den Geschehnissen des ersten Films aufbaut – deutlich auf der Story aus dem Jahr 1983. Um das zu belegen, sollen auch US-Urheberrechts-Gesetze aus den 70er-Jahren herangezogen werden.

Der Cast von "Top Gun:Maverick" bei der Premiere auf den 75. Filmfestspielen in Cannes am 18. Mai 2022Getty Images

Ebenfalls ein Dreh-und Angelpunkt in diesem Fall: Corona: Durch die Pandemie wurde der Filmstart von “Top Gun: Maverick” um gut zwei Jahre nach hinten verschoben, und das heikle Timing könnte hier zu einem Präzedenz-Fall führen. Bereits 2018 soll Paramount daraufhingewiesen worden sein, dass eine Verlängerung der Rechte für die Veröffentlichung des zweiten Teils entscheidend sei. Der Film sollte ursprünglich auch vor Ablauf der Frist 2020 fertiggestellt sein und ins Kino kommen – doch dann kam Corona. Nun wird wohl ein Gericht müssen – und zwar: Wann war der Film fertig?

Und jetzt kommt die Pandemie ins Spiel, die in einem bevorstehenden Prozess möglicherweise zu einem Präzedenz-Fall führen könnte. Bereits 2018 soll Paramount daraufhingewiesen worden sein, dass eine Verlängerung der Rechte für die Veröffentlichung des zweiten Teils entscheidend sei. Hier wäre laut Branchen-Insidern noch ein hoher sechstelliger Millionen-Betrag möglich gewesen. Der Film sollte ursprünglich auch vor Ablauf der Frist 2020 fertiggestellt sein und ins Kino kommen. Erste Verzögerungen wegen Dreh-Aufschüben und dann die Corona-Pandemie verschoben den Start aber immer wieder bis in den Mai 2022.
Der Knackpunkt, über den wohl bald das Gericht in Kalifornien entscheiden muss: Wann war der Film fertig?

Tom Cruise ("Maverick"), Miles Teller (Gooses Sohn "Rooster") und dessen Frau Keleigh bei der Premiere von "Top Gun:Maverick"Getty

Die Yonays haben, der Einschätzung des Anwalts zufolge, eine sehr solide Argumentationsbasis. Nun ist die Frage, wie Paramount hier entgegenhalten will. Hier tun sich vorrangig zwei Verteidigungs-Strategien auf.

Nummer 1:Der Film war bereits vor Ablauf der Frist zum Schutz des Urheberrechts fertig.
Nummer 2: Das Filmstudio argumentiert damit, dass die Fortsetzung gar nichts mehr mit der ursprünglichen Geschichte Yonays zu tun, und bedient sich nur der Stringenz – und der Figuren aus dem ersten Film – wegen gewissen Ankerpunkten aus Teil Eins.

So oder so – es wird noch sehr spannend. Nicht nur, weil “Top Gun: Maverick” mit jedem Tag mehr Geld in die Kinokassen spült – sondern auch, weil dem Prozess so eine große Aufmerksamkeit sicher ist. Nach dem enormen Medien-Spektakel rund um den öffentlich ausgetragenen Rosenkrieg zwischen Johnny Depp und Amber Heard sind die Menschen geradezu perfekt auf das nächste Hollywood-Gerichtsdrama eingestimmt…