Wie viele andere Österreicher kann der bekannte Wiener Arzt nur noch den Kopf über die Bilder aus dem Happel-Stadion vom Wochenende schütteln – so schreibt Dr. Marcus Franz auf Twitter: “Garantiert hohe Aerosoldichte bei gleichzeitiger MaskenBefreiung und fehlendem Abstand im Konzert-Kessel, wo alle dicht an dicht shakend lauthals mitschreien. Wenn jemand noch ein Symbol oder einen Beweis für Pharisäertum braucht, jetzt hat er beides: Wien, wie es singt und lacht.”

Noch vor wenigen Tagen verkündete die rot-pinke Wiener Stadtregierung, dass ihr die Maßnahmen der Bundesregierung im Kampf gegen die aktuelle Corona-Welle viel zu wenig weit gehen würden, dass bereits erlassene Lockerungen verantwortungslos gewesen wären.

Dann kam der Termin für das Benefiz-Konzert für die Ukraine: Die für das Konzert versprochenen FFP2-Masken waren in der Masse jedenfalls nicht zu sehen – dicht an dicht sangen die Besucher am Samstag bei den Live-Songs mit, stundenlang direkt neben Dutzenden anderen Konzertbesuchern eingezwängt.

"Corona-Virus gefährdet nicht bei moralisch gutem Zweck?"

Selbst der Bundespräsident dürfte nicht mehr so richtig gewusst haben, wie er sich bei diesem Event verhalten soll: Ein Foto zeigt Alexander Van der Bellen mit FFP2-Maske im Happel-Stadion, ein anderes aber dann wieder ohne …

Auf den Social-media-Seiten wird jedenfalls seit Samstag emotional über das Event debattiert: Einige meinen, die “Bedenkenträger sollen doch die schöne Aktion nicht mies machen”.

Die große Mehrheit schäumt jedoch über dieses auch von Dr. Marcus Franz gut beschriebene Pharisäertum: “Wir werden sekkiert und müssen weiter mit FFP2-Maske einkaufen – aber stundenlang für den ,moralisch richtigen’ Zweck abfeiern, das geht dann auch ohne Maske.”

Härte beim Shopping & im Lokal, beim Konzert ist aber alles egal?

Auch viele Demonstranten, die an Samstagen Strafe zahlen mussten, melden sich jetzt auf Facebook und fragen: “Warum griff bei diesem Event die Polizei nicht ein? Bei den Samstag-Demos der Kritiker der Corona-Politik wurden ja auch viele Strafzettel verteilt.”

Jetzt noch weiterhin mit düsteren Mienen vor der weiterhin großen Ansteckungs-Gefahr zu warnen und weiter den “konsequenten harten Kurs” zu propagieren, wird für Wiens Stadtpolitiker jedenfalls noch schwieriger werden – und dieses Problem lässt sich nach dem Konzert-Samstag auch nicht mehr einfangen.