“Wir wollen den sehr reduzierten Diskurs aufzubrechen und zeigen, dass die afghanische Community viel mehr ist als ein paar Burschen, die auffällig werden”, sagte die außenpolitische Sprecherin der Grünen im Nationalrat, Ewa Ernst-Dziedzic. Das schlechte Image bedeute eine starke Belastung für junge Afghanen, schilderte bei der Veranstaltung auch Zeba Nazari von der Interessengemeinschaft der afghanischen Schüler und Studenten. “Es heißt immer, dass sich die Afghanen nicht integrieren können und dass sie alle kriminell sind”, klagt Nazari an.

Familienzusammenführung gefordert

“Es ist schwer zu ertragen, wie unser Ruf in Medien so schlecht gemacht wird”, beklagte auch Masomah Regl vom Grazer Verein Fivestones. Die Aktivistin übte gleichzeitig Kritik am österreichischen Außenministerium, das bei Familienzusammenführungen keine wirklich Bereitschaft gezeigt habe, schnell zu agieren. Auch müssten die diesbezüglichen Bestimmungen in Krisenzeiten gelockert werden und sollte es etwa möglich sein, Geschwister und deren Kinder ebenso nach Österreich in Sicherheit zu bringen, forderte sie.

Forderungen gab es auch in Bezug auf die Beschleunigung von Asylverfahren sowie das Verbot, afghanische Flüchtlinge angesichts der aktuellen Situation in ihre Heimat oder in andere Länder abzuschieben. Österreich solle sich zudem an Programmen beteiligen, mit denen afghanische Flüchtlinge in unterschiedlichen Ländern untergebracht werden sollen, forderte Aktivistin Mina Miakhel.

"Herz für neue Flüchtlingswelle öffnen"

Die formal weiter amtierende afghanische Botschafterin in Österreich, Manizha Bakhtari stellt fest, die Lage in Afghanistan habe dazu geführt, dass Millionen das Land verlassen hätten oder es in den nächsten Monaten verlassen würden. “Das bedeutet eine neue Migrationswelle in die Nachbarländer und nach Europa”, sagte Bakhtari. Sie appellierte, diese Flüchtlinge aufzunehmen sowie das Herz für sie zu öffnen.

Mord und Vergewaltigung: Afghanen überrepräsentiert

Betrachtet man die reinen Zahlen, so wurden im Jahr 2020 insgesamt 867 Menschen in Österreich der Vergewaltigung verdächtigt. Darunter waren 499 Inländer und 47 Afghanen. Letztere machten also 5,4 Prozent der Tatverdächtigen aus und Inländer 57,6 Prozent. Dadurch dass Afghanen aber nur rund 0,5 Prozent (6) der in Österreich lebenden Bevölkerung ausmachen, zeigt sich, dass diese in dem Bereich überrepräsentiert sind. Ein ähnliches Ergebnis trifft auf das Jahr 2019 zu: Insgesamt gab es bei Vergewaltigungen 874 Tatverdächtige, 521 davon waren Inländer, 59 Afghanen. Afghanische Staatsbürger machten 6,8 Prozent der Tatverdächtigen aus, Inländer 60 Prozent.

Beim Tatbestand Mord gab es 2020 insgesamt 47 Tatverdächtige. 31 davon waren Inländer und vier Afghanen, teilte das Innenministerium auf Anfrage mit. Afghanische Staatsbürger machten also bei Morden 8,5 Prozent aller Tatverdächtigen aus, Inländer 66 Prozent. Es zeigt sich also auch hier, dass sie erheblich überrepräsentiert sind. So auch 2019: Insgesamt gab es 77 Tatverdächtige, 30 davon waren Inländer und sechs Afghanen. Afghanen waren mit 7,8 Prozent vertreten und Österreicher mit 39 Prozent.