„Wir haben heute einen extrem ergiebigen Geldhahn abgedreht“, fasst NRW Innenminister Herbert Reul (69, CDU) zusammen. Kann man so sagen. Nach einer ersten Bilanz habe man in sieben Banken Vermögen der Verdächtigen festgestellt. Dazu Autos, Gold, Bargeld in Millionenhöhe. Allein eine Stereoanlage habe einen Wert von 100.000 Euro. Insgesamt soll die Gruppe 140 Millionen Euro verschoben haben, um Straftaten zu finanzieren bzw. Gelder aus Straftaten zu waschen.

„Durch die Hände der zwei Hauptbeschuldigten sind allein 60 Millionen Euro durch Hawala-Banking gewaschen worden“, sagte der Minister. Unter dem sogenannten „Hawala-Banking“ versteht man kriminelle Finanzmachenschaften mafiöser Strukturen, die am Fiskus und den staatlichen Kontrollen vorbei abgewickelt werden, erklärt die „Bild“.

Rechtsschaffende Flüchtlinge geraten in Verruf

67 Personen werden beschuldigt, Teil des Netzwerkes zu sein, das nach aktuellen Erkenntnissen seit 2016 operieren soll. Von den Verdächtigen sind 44 Syrer, zehn Deutsche, fünf Jordanier und fünf Libanesen – insgesamt acht Nationalitäten. Zwei werden als islamistische Gefährder, zwei weitere als „relevante“ Personen eingestuft. Viele der Verdächtigen kamen 2015 als Flüchtlinge nach Deutschland.

NRW-Innenminister Herbert Reul dazu: „Mit ihren kriminellen Machenschaften bringen die Beschuldigten all die rechtschaffenen, anständigen Geflüchteten in Verruf, die hier zu Recht Schutz suchen. Ich finde es unendlich perfide und bösartig, wenn einige wenige vorgeben, sich hier ein Leben abseits des Krieges aufbauen zu wollen und dann schwere Straftaten verüben. Noch schlimmer ist es, wenn Erlöse daraus in den Nahen Osten gehen, um dort mutmaßlich den Terror zu finanzieren.“

Ein kleiner Unfall machte die Bande verdächtig

Ausgangspunkt für die Mega-Razzia in drei Bundesländern war ein Vorfall im Mai 2020: Ein Auto war von der Fahrbahn der A61 abgekommen. Weil die Insassen sich verdächtig verhielten, wurden die Beamten misstrauisch – in einem Turnbeutel entdeckten sie 300.000 Euro.

Bislang konnten umfangreiche Beweismittel und Vermögenswerte im Gesamtwert von über drei Millionen Euro gesichert werden, darunter Luxusautos, hochwertige Uhren, Gold und Schmuck. Die Beamten sind sich sicher, dass die geschätzten 140 Millionen Euro überwiegend aus dem Drogenhandel stammen und in Teilen zur Terrorfinanzierung genutzt wurden. Außerdem sollen die Beschuldigten zu Unrecht Sozialleistungen bezogen haben. Auch Gewalttaten wie bewaffneter Raub und Geiselnahme zur Eintreibung bestehender und vermeintlicher Forderungen gehören zu den Vorwürfen.

1400 Beamte waren im Einsatz.Screenshot Twitter