Österreichweit werden Pflegekräfte zurzeit händeringend gesucht. Die Pflegereform des vergangenen Jahres sei bereits ein “wichtiger erster Schritt” gewesen, unterstrich Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ÖVP-Klubobmann August Wöginger. “Jetzt folgt der nächste große Schritt: Vom zweiten Teil der Pflegereform profitieren alle Menschen, die in Österreich Pflege und Betreuung leisten.” Der entsprechende Regierungsbeschluss ist für Mittwoch im Ministerrat angesetzt.

Bessere Bezahlung von Pflegekräften

Die wichtigsten Punkte: Die Förderung für die 24-Stunden-Betreuung von Pflegebedürftigen daheim wird um 25 Prozent neuerlich angehoben, von 640 Euro auf 800 Euro bei zwei Betreuern. Selbstständige 24-Stunden-Betreuer dürfen künftig darüber hinaus bis zu drei Personen in einem privaten Haushalt betreuen, auch wenn diese nicht miteinander verwandt sind. Diese Teilbarkeit eröffne neue Möglichkeiten der Betreuung im gemeinsamen Wohnen, unterstreicht Johannes Rauch.

Massive Erleichterungen bei Nostrifikationen sind überdies vorgesehen. Damit werden im Ausland erworbene Qualifikationen für Pflegekräfte einfacher und schneller anerkannt. Bei ausländischen Pflegekräften werden Gesamtqualifikation und Berufserfahrung beurteilt und nicht mehr das Stundenausmaß der Fächer in der Ausbildung. Rauch pries diese Maßnahme als eine entscheidende Vereinfachung.

Mehr Kompetenzen für Pfleger, kürzere Wartezeit für das Pflegegeld

Die Kompetenzen für diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger werden überdies erweitert. Künftig können Pflegekräfte Medizinprodukte, etwa bei Inkontinenzbedarf, erstmalig verordnen. Ein Arzt ist dafür nicht mehr erforderlich. Auch soll es Pflegekräften künftig möglich sein, Ersteinstufungen fürs Pflegegeld vorzunehmen. Ziel ist es, die Wartezeit auf das Pflegegeld zu verkürzen.

Ebenfalls im Programm ist eine Verbesserung bei Kinder-Rehabilitation: Hier soll es künftig einen Rechtsanspruch auf Begleitung durch die Eltern geben. Für die Begleitung sterbender Angehöriger oder schwersterkrankter Kinder soll ein Modell entwickelt werden, damit sich künftig auch Selbstständige vorübergehend karenzieren lassen und Pflegekarenzgeld erhalten können.

Auch ÖVP-Klubobmann August Wöginger zeigte sich zufrieden: “Pflege geht uns alle an. Wir arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung unseres Systems, damit alle davon profitieren: Die Gepflegten, die Angehörigen und auch die vielen Mitarbeitern, denen wir zu Dank verpflichtet sind. Denn Angehörige und Mitarbeiter im Pflegebereich leisten Gewaltiges.”