Also hackte er sich über das offiziell bereitgestellte Häftlings-Terminal in das IT-System der rumänischen Gefängnisverwaltung (ANP). Benutzername und Passwort waren die eines ehemaligen Direktors.

Von da an war Aurel Z. der virtuelle Chef-Administrator des rumänischen Strafvollzugs. Er konnte Strafen verkürzen, Konten auffüllen, Einkäufe löschen und vermutlich auch sein eigenes WLAN-Passwort ändern. Zunächst zeigte er sich großzügig und schaltete für seine Mitinsassen den Zugang zu Erotikseiten frei, eine Geste sozialer Wärme im kalten Strafvollzug. Danach begann er, Geld und Haftzeiten zu optimieren.

Enttarnt wurde der digitale Robin Hood erst, als eine Polizistin, getarnt als „Buchhalterin“, sich fragte, wie ein Gefangener Einkäufe tätigen konnte, ohne eigenes Geld zu besitzen. Das Syndikat der Gefängnispolizei (SNPP) schlug Alarm, das Justizministerium versprach Konsequenzen, und selbst der rumänische Justizminister Radu Marinescu erklärte streng, aber feierlich, „alle Schuldigen werden bezahlen“.

Laut den von der rumänischen Presse zitierten Angaben des SNPP waren die Häftlinge insgesamt über 300 Stunden im System eingeloggt – und nahmen dabei tausende Datenänderungen vor. Eine beachtliche Leistung: in anderen Ministerien schafft man das nicht einmal mit Überstunden.

Digitale Ausbruchsstimmung

Die sofortige Gegenmaßnahme der Häfn-Verwaltung? Man entfernte die Tastaturen von den Häftlings-Terminals. Ohne Tasten keine Hacker. Vielleicht folgt als nächster großer Sicherheitsmeilenstein das Ziehen der Stromkabel, als reine Vorsichtsmaßnahme, versteht sich, gegen Stromdiebstahl und Denkfehler zugleich.

Ein anderer Insasse im Gefängniskrankenhaus Dej, wahrscheinlich eifersüchtig auf den plötzlichen Ruhm seines Kollegen, wollte beweisen, dass er’s besser kann. Er hackte sich in den Drucker seines Etablissements ein und stellte ihn leicht auf eine Fremdsprache um, böse Zungen behaupten, es sei wahrscheinlich Ungarisch gewesen. Damit war der erste bilaterale Cyberkonflikt hinter Gittern nur noch eine Frage der Zeit.

Die Softwarefirma, die das System entwickelt hatte, erklärte unterdessen, ihre Anwendung sei „absolut sicher“. Nur die Passwörter seien „nicht optimal“ gewesen. Das Problem saß – wie so oft – zwischen Stuhl und Tastatur.

Der erste digitale Gefängnisausbruch von innen nach außen ist gelungen. In Rumäniens Hightech-Strafvollzug sind die Mauern dick, die Passwörter dünn und der Witz des Systems schlicht unknackbar.

Quelle: Europa Liberă România, Bericht vom 15.10.2025