Andreas Tögel: Geld, Gold oder Bitcoin: Auf der Suche nach einem sicheren Wertspeicher
Die wichtigste Funktion des Geldes ist die des Tauschmittels. Nicht zu vernachlässigen sind auch seine Bedeutung als Recheneinheit und als Wertaufbewahrungsmittel. Es ist daher nicht gleichgültig, wer es herausgibt. Denn Geldproduktion hat mit Macht zu tun.
Wer das Privileg zur Geldschöpfung besitzt, setzt die Regeln. Mayer Amschel Rothschilds legende Aussage „Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht!“ bringt es auf den Punkt. Gleichgültig, ob Monarchie, Republik oder Diktatur: Wer über das Geldmonopol verfügt, schafft an.
Macht korrumpiert, bekanntlich – je größer sie ist, umso mehr. Man muss schon ein Heiliger sein, um sie nicht früher oder später zu missbrauchen. Die Geschichte wimmelt von Beispielen für Machtmissbrauch. Dass Geld von den Herrschenden stets als Machtmittel eingesetzt wird, ist offensichtlich. Die Kaiser des römischen Imperiums hielten den Plebs mit Brot und Spielen bei Laune. In demokratisch verfassten Wohlfahrtsstaaten setzen die Regierungen „soziale Errungenschaften“ zum Stimmenkauf ein. Nichts neues unter der Sonne.
Kernursache der Inflation
Dass am Machterhalt und -Ausbau interessierte Regierungen, neu geschaffenes Geld für „soziale Projekte“ ausgeben, ist eine der Kernursachen der Geldinflation, mit der wir es heute zu tun haben. Da sich die Kaufkraft des Geldes an seiner Menge und Qualität bemisst, mindert jede neue Geldeinheit naturgemäß den Wert der bereits im Umlauf befindlichen. Sparer müssen erleben, dass ihr auf der Bank oder im Safe befindliches Geld täglich an Wert verliert.
Besonders deutlich wird das an der Kaufkraftentwicklung des US-Dollars , der seit der Gründung des FED-Systems im Jahr 1913 rund 97 Prozent seiner Kaufkraft verloren hat. Mit dem Euro sieht es nicht besser aus: Seit er im Jahr 1999 als Recheneinheit eingeführt wurde, hat der „Teuro“ knapp 40 Prozent seiner Kaufkraft eingebüßt. Staatlich manipuliertes Fiatgeld taugt daher nicht (mehr) zur Wertaufbewahrung.
Auf der Suche nach einem soliden Wertspeicher braucht man nicht lange zu suchen: Gold hat sich diesbezüglich seit Jahrtausenden bewährt. Seine Kaufkraft im Verhältnis zu Waren aller Art, hat sich über lange Zeiträume hinweg kaum verändert. Mit einer Unze Gold lassen sich heute etwa genauso viele Laibe Brot kaufen, wie vor 2000 Jahren.
Eine originelle Illustration zum Thema Kaufkraftstabilität des Goldes bietet der 2023er Goldreport in Form einer „Gold/Wiesnbier-Ratio (wieviel Bier kauft eine Unze Feingold auf dem Münchner Oktoberfest?):
Gold nicht beliebig vermehrbar
Die chemische Beständigkeit des Goldes, seine seit Jahrtausenden ungebrochene Begehrtheit, „seine Farbe, sein Glanz, seine göttliche Schwere“ (Goldfinger im gleichnamigen James-Bond-Streifen) und seine Inflationsresistenz sind legendär. Nur rund zwei Prozent der bereits vorhandenen Goldmenge werden jährlich zusätzlich gefördert. Gold ist, wie auch andere Edelmetalle, nicht beliebig vermehrbar.
Wo Licht ist, da ist auch Schatten: Goldbesitz kann gesetzlich eingeschränkt oder verboten werden, wenn der Geldmonopolist sein Privileg gefährdet sieht. So geschehen zuletzt in den USA, wo unter dem marktwirtschaftsfeindlichen Regime des Demokraten F. D. Roosevelt, Privatpersonen ab dem ersten Mai 1933 der Goldbesitz untersagt wurde – und zwar unter Androhung drakonischer Strafen. Dieses Goldverbot wurde erst im Dezember 1974 unter der republikanischen Präsidentschaft Gerald Fords aufgehoben.
Nicht zu übersehen ist auch, dass sich der Goldtransport zum Problem auswachsen kann – etwa bei Grenzübertritten.
Eine junge Alternative: Der Bitcoin
An dieser Stelle kommt eine junge alternative Wertspeichermöglichkeit ins Spiel: Bitcoin. Diese „Kryptowährung“ erlebte im Jahr 2008 ihre Geburt – auf dem Höhepunkt der Immobilien- und Finanzkrise. Ob, und welche Art von Geld Bitcoin darstellt, wird kontrovers diskutiert. Geld ist definitionsgemäß ein „allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel“. Das trifft auf Bitcoin (gegenwärtig) nicht zu. Allerdings ist es – jedenfalls für Zeitgenossen mit starken Nerven – als Mittel zur langfristigen Wertaufbewahrung geeignet. Anders als staatliches Fiatgeld, ist Bitcoin inflationsresistent, da die maximale Zahl seiner Einheiten durch den zugrundliegenden Algorithmus auf 21 Mio. begrenzt ist.
Transaktionen mit Bitcoin benötigen keine Mittelsmänner (Banken), sondern finden von Mensch zu Mensch statt. Seine dezentrale Struktur macht Missbräuche, vor allem aber politische Eingriffe, so gut wie unmöglich. Letzteres erklärt die Ablehnung, mit der Politik und Zentralbanken auf die private Konkurrenz reagieren.
Die Gesamtkapitalisierung von Bitcoin beläuft sich beim aktuellen Kurs von rund 25.000 Euro, Mitte Juni 2023 auf 477 000 000 000,00 €, und ist damit noch zu gering, um den politisch-geldindustriellen Komplex zu entschlossenen Kampfmaßnahmen herauszufordern. Zum Vergleich: Der weltweite Goldbestand von rund 165 000 Tonnen (das entspricht einem Würfel mit einer Seitenlänge von etwa 20m), repräsentiert dagegen, beim aktuellen Kurs von rund 59.000 € pro Kilo, einen Wert von 9 735 000 000 000,00 € – das ist das rund Zwanzigfache von Bitcoin.
Fazit: Gold hat für konservative Anleger den Vorteil, „greifbar“ zu sein und über einen intrinsischen Wert zu verfügen, der sich aus seiner mannigfachen Verwendbarkeit ableitet. Bitcoin dagegen, ist virtueller Natur – auf eine digitale Anzeige beschränkt. Sein Wert leitet sich allein von der Einschätzung seiner Nutzer ab. Das ist mehr als eine Geschmacksfrage.
Wer sich mit der Materie vertraut machen will, dem sei dieses Buch aus der Feder eines profunden Fachmannes empfohlen: The Bitcoin Standard .
Egal, ob Gold, Silber, Edelsteine oder Bitcoin zur Wertaufbewahrung gewählt werden: Sie alle sind in dieser Hinsicht dem von politisierten Notenbanken herausgegebenen Schwundgeld vorzuziehen.
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